Dienstag, 6. November 2012

Gebastel


Unsere Steuersäule, man kann es nicht anders sagen, war ein Bild des Jammers . Und ein Sicherheitsrisiko. Angenommen, ein Sturm hätte getobt im Atlantik und jemand wäre gegen den Haltegriff geflogen, selbiger hätte mit grosser Wahrscheinlichkeit seine ganze Haltung verloren und wäre umgeknickt. Denn der Haltegriff vor der Steuersäule wurde noch von einer von ursprünglich vier Schrauben gehalten.

Bild 1:  Epoxy-verleimte Muttern.
Die Reparatur war nicht einfach, da die Schrauben abgebrochen waren und in den Gewinden ein Schraubenrest aus rostfreiem Stahl steckte, welcher sich mit dem Alu auf unzertrennliche Art, nämlich durch Korrosion, verbunden hatte.
Ich bohrte deshalb zuerst einmal die Gewinde auf. Not much fun, selbst mit feinsten HSS-Bohrern. 

Dann lautete die Frage: neue Gewinde schneiden – oder einen Murks probieren.

Der Entschluss war Murks.


Bild 2: Hübsche Gewindestängelchen
 Ich entschloss mich, kleine Gewindestangen zu basteln, indem ich neuen Schrauben den Kopf absägte. Den hübschen Gewindestängelchen wurde dann je ein Mütterchen beigegeben, welches ich in eine knapp kleinere Oeffnung ins Alu schlug (mit dem Hammer) – und dann das ganze mit Epoxy verleimte (siehe Bild 1). Dann wurden die Gewindestangen in die Mütterchen eingeschraubt (siehe Bild 2).

Der Rest war einfach: Dichtungen zuschneiden und einsetzen, Haltegriff draufsetzen, verschrauben, zweite Dichtung drauf, dann Kompasshalterung draufschrauben, Kompass anschliessen und einschrauben Wobei ich mir für den elektrischen Anschluss zwei kleine Stecker leistete (5.21 Euro bei Sopromar), um im Notfall rasch den Kompass ausstecken und ausbauen zu können.


Ueberhaupt: der Notfall. Um eine gerissene Steuerkette auswechseln zu können, sind neu nur noch 4 Schrauben nötig. Vorher waren es 10.

Ein Fortschritt, finde ich. Auch wenn alles mit segeln nichts zu tun hat. Oder doch?

Sonntag, 4. November 2012

Lagos


Wir sind in Lagos an der Algarve und fest in britischer Hand. Die Sonntagszeitungen aus London sind am späteren Sonntag vormittag erhältlich. Und so setzen wir uns gegen Mittag  zu einem English Breakfast (no pudding, but 2 slices of toast, pleez!)mit der Sunday Times ins Café, um das Neuste von DC (David Cameron) und Rebekah Brooks zu lesen. Von den britischen Touristen, die mit dem Flugzeug hierher gereist sind und an den Nebentischen ebenfalls die Sonntagszeitungen lesen, unterscheiden wir Boat people uns durch brauntgebrannte Gesichter - kein Wunder, wenn man das ganze Jahr an der Sonne ist.
Das beste aber ist der Navigators Club. Jeden Morgen um 9.30 Uhr gibt’s einen Rundruf auf Kanal 09 des Marinefunks; wir bekommen fast täglich Mails, in denen wir auf neue Bojen, Diebe und günstige Airport-Taxis hingewiesen werden. 14täglich treffen wir uns zum Dinner, nächste Woche ist ein Sprachkurs angesagt. Es gibt Wanderungen, Büchertausch, Quiz-Abende.
Ich habe gerade einen historischen Roman gelesen, der in Asien spielt zur Zeit des britischen Kolonialreichs vor dem zweiten Weltkrieg. Und in dem Roman treffen sich Briten im fernen Asien ebenfalls in Clubs, die dem unseren hier in Lagos sehr ähnlich sind, wenn gleich die Helden dort ein härteres Leben hatten, bei allem Komfort, als wir hier.
Ich bin fest überzeugt: Der nationale Zusammenhalt in der Fremde, nein: die verbindliche Unverbindlichkeit von zwangslos organisierten Beliebigkeiten, ist das wahre Geheimnis des britischen Weltreichs.