Samstag, 5. Januar 2013

Neues Jahr - neue Fenster


Unsere Acryl-Fenster waren auf beiden Seiten zerkratzt, hatten Spalten, die nur notdürftig mit Dichtungsmasse verklebt wurden – und waren an einer Stelle immer wieder undicht. Wir mussten deshalb mitten auf dem Atlantik nachdichten, wozu wir kleine Sikaflex-Tuben bei uns hatten  (keine grossen, weil  die einmal angebrauchte  Masse eh nur austrocknet).

Irgendwann im Sommer entschlossen wir uns, während des Winters dann neue Fenster zu basteln, kauften in Lissabon schon mal das Acryl, welches unter dem Namen Polycarbonat vertrieben wird.

Und nun also, Anfang Januar,  war es soweit: Wir hatten gute Vorsätze gefasst und sollten nun also daran gehen, unserem Boot neue Fenster zu verpassen.

 Als erstes schraubten wir die alten Fenster ab, und legten sie  auf die im Sommer gekaufte Acryl-Glasplatten, damit die Formen abgenommen werden konnten. Dann sägten wir die neuen Stücke mit der Stichsäge aus und machten je zwei Referenzschraubenlöcher von jedem alten Glas ins Neue. Bei diesen Arbeiten verwendeten wir  Bohrer und Sägeblätter, wie sie für das Bohren bzw Sägen von Metall gebraucht werden.¨
Die neuen Fenster sind provisorisch aufgeschraubt worden,¨
so ist sicher, dass die Schrauben passen.

Nach dem Aussägen der neuen Formen ging es ans Anpassen. Die neuen Stücke wurden mit den zwei Referenzschrauben in die richtigen Löcher im Alu geschraubt. Dann bohrten wir die übrigen Bohrlöcher, und zwar indem wir sie mit einem dünnen Bohrer von innen im Boot durch die Alu-Löcher hindurch im Acryl zuerst markierten. In einem weiteren Arbeitsschritt nahmen wir das neue Fenster mit den vormarkierten Bohrlöchern wieder ab und bohrten die 5.5mm grossen Löcher ins Acryl.


Dann haben wir die neuen Fenster  - noch ohne Dichtungsmasse - total ans Alu angeschraubt (siehe Bild oben links), um sicher zu sein, dass die neuen Schraubenlöcher auch wirklich auf die bestehenden Alu-Löcher passen. Wir fanden, der Mehraufwand lohne sich. Denn wenn einmal Dichtungsmasse ins Spiel kommt, ist es für nachträgliches Anpassen und Bohren zu spät.

 Während nun die schönen neuen Fenster ohne Dichtungsmasse angeschraubt waren,  klebten wir Abdeckband entlang der Fensterkanten, damit die später herausgedrückte Dichtungsmasse nicht das Alu verkleckern würde. Schliesslich wurden die eben provisorisch verschraubten Fenster wieder abgenommen, die Dichtungsmasse (Sikaflex) auf das Alu aufgetragen, die Fenster drauf gelegt und nun definitiv angeschraubt. Hier ein Tipp:  Damit man beim Anpassen der Fenster sehen kann, wo unter der aufgetragenen Dichtungsmasse die Schraubenlöcher versteckt sind, stösst man ein paar Zahnstocher von innen her durch die Dichtungsmasse.

Tipps für jedermann

Schutzfolie auf beiden Seiten schützt das neue Fenster vor
der Dichtungsmasse.
Hier ein paar weitere Ratschläge, die wir entweder bekommen haben oder die uns selbst wichtig sind.

1.       1. Die Löcher für die Schrauben im Acryl müssen etwas grösser sein als die Schrauben selbst. Wir haben 5er Schrauben genommen und die Löcher 5.5mm gebohrt. Grund: Acryl will sich in der Wärme ausdehnen können. Wenn es das nicht kann, dann gibt es schon im ersten Sommer Sprünge in die neuern Fenster.  Weiter sollten die Löcher ins Acryl von der Mitte der neuen Fensterstücke aus in Richtung der jeweiligen Enden  vormarkiert werden, wenn die Fenster (wie bei uns) leicht gebogen sind. Am besten ist, wenn man sie während des Markierens von aussen andrückt. Nur so ist sicher, dass die Löcher bei leichten Biegungen wirklich passen.

2.       2. Das Acryl wird mit Schutzfolie auf beiden Seiten angeliefert. Man nimmt diese Schutzfolie erst weg, wenn das Werk vollendet ist. Auf keinen Fall vorher. Grund: Die Folie schützt effizient vor Verschmutzung des Glases durch Dichtungsmasse (siehe Bild oben rechts).

3.       3. Ueberhaupt die Dichtungsmasse: Man muss höllisch aufpassen, dass man sie beim Anbringen  nicht ins  Gesicht, auf  Werkzeuge und auf das Znünibrot schmiert. Ergo immer Haushaltspapier und einen Abfallsack bei sich haben und mehrmals die Latex-Handschuhe wechseln.

       4. Die Schrauben müssen von Dichtungsmasse umgeben sein, damit kein Wasser eindringen kann. Wir haben das Problem so gelöst, dass wir  die Löcher im Alu mit Dichtungsmasse total überschmiert haben, dann haben wir die Schrauben von aussen durch das Glas und die Dichtungsmasse ins Innere gestossen. Dort wurden die Gewinde von der Dichtungsmasse gereinigt und erst dann die Muttern angebracht.

6.       5. Die Muttern zieht man zunächst nur provisorisch fest. Wenn die Dichtungsmasse dann fest geworden ist, nach circa einem Tag, zieht man sie  nach. Dabei muss ein Helfer oder eine Helferin die Schrauben mit einem Schraubenzieher festhalten. Diese dürfen sich nämllich auf keinen Fall drehen beim Festziehen der Muttern, weil sonst die Dichtung um das Gewinde reisst und dort  Wasser eindringen kann.

      Der Frosch-Moment

      Ganz zuletzt kommt das, was wir den Frosch-Moment nennen, der Moment also, wo der Frosch ins Wasser rennt. Im Fall von Fenstern ist es der Dichtigkeitstest. Man kann danmit bis zum ersten Regen warten oder bis die erste Welle über das Deck schappt. Wer es gerne schon vorher wissen möchte, spritzt mit dem Wasserschlauch Wasser auf die Schrauben - und siehe da;: eine undichte Schraube ist zu beklagen. Folge: Man nimmt sie raus, trocknet das nass gewordene Loch mit Ohrenstäbchen, schmiert Dichtungsmasse hinein, steckt die Schraube durch das Loch, zieht die Mutter fest an. Und macht einen neuen Dichtigkeitstest.

p   PS: Hier noch der letzte Tipp: Unbedingt schwarze (und keine weisse) Dichtungsmasse verwenden. Denn weisse gibt einen "gruusigen" Kontrast auf dem Alu, viel zu hell. Schwarz muss sie sein, die Dichtungsmasse.