Samstag, 27. April 2013

Caleta nach Cartagena


Wir überlegten uns lange, wie wir von Caleta de Velez bei Malaga ostwärts kommen könnten: Alle Tagesetappen, die wir ausheckten, erschienen uns zu lange – früh aufstehen und spät nachts ankommen -, sodass wir uns entschieden, in einem Schlag nach Cartagena zu segeln.
Wir warteten also in Caleta, bis die Ostwindlage endlich abflaute und sich so etwas wie Westwind abzeichnete. Donnerstag und Freitag  erschienen uns einigermassen vielversprechend – und so legten wir los. Doch auch auf diesem Trip musste unser Motor, der getreue Perkins wieder Schwerarbeit leisten, gesegelt sind wir auf dem 180 Meilen-Trip nur ein paar Stunden. Irgend etwas machen wir falsch in diesem Mittelmeer.
Doch landschaftlich war die Küstenfahrerei eine grosse Ueberraschung: Entlang der Costa del Sol zogen den ganzen Tag Gebirge an uns vorbei, die uns an den Alpstein erinnerten: Wir sahen etwas klein geratene Säntisse, diverse, eher zu grosse Kronberge, den Kamor, ohne Hohen Kasten allerdings. Und auch ein Vrenelis Gärtli war darunter, schneebedeckt wie das Original. Unter den Bergen an der Küste lag ebenfalls Schnee – sah jedenfalls so aus: kilometerweit gibt es hier Plastikplanen, unter denen jenes Gemüse reift, das in der Migros mit „Spanien“ angeschrieben ist.
Ueberrascht sind wir Mittelmeer-Neulinge, wie einfach die Navigation ist. Eigentlich könnte man sich die ganze Elektronik sparen und die entlang der Küste aufgereihten Torre, Türme, peilen, man wüsste immer genau, wo man ist und „Hindernisse“ scheint es hier keine zu geben, nicht mal Tuna-Netze, obschon überall die Fischer unterwegs sind. Traffic gab es in den zwei Tagen und in der Nacht kaum, wir sind praktisch die einzigen Segler, gerade mal ein Kat oder ein Brite, der mit seiner Beneteau westlich motort.
Für Spannung sorgte das Barometer. Am ersten Tag erlebten wir einen Fall von 10 Punkten in knapp drei Stunden. Das kann ja interessant werden, dachte ich. Und siehe da: Plötzlich war Wind da, nicht zu knapp, sodass wir nach dem 1. Reff gleich das zweite einzogen und die Genua um die Hälfte einrollten. Dann ging’s flott voran – doch nach gut zwei Stunden war die Herrlichkeit schon wieder vorbei und wir mussten Herrn Perkins erneut bitten,  zu einer  Sonderschicht anzutreten.

Nun sind wir eine Weile in Cartagena, wo römischer Bauschutt rumliegt, den es zu besichtigen gilt. Und riesige Container-Schiffe, die gleich nebenan an den Kai bugsiert werden, wo sie ruckizucki entladen werden.Sicher finden wir hier  auch einen Aldi, wo es den  Fond für eine Salmorejo zu kaufen gibt, eine feine kalte Suppe, die wir in Malaga kennengelernt haben.

Montag, 22. April 2013

Der kleine Klavierspieler

Zu diesem Video aus  der Fussgängerzone von Malaga ist mir die Geschichte vom kleinen Klavierspieler in den Sinn gekommen. (courtesy "The Prairie Home Companion"):

A guy walks into a bar, takes a small piano out of his back bag, puts it on the bar, then a tiny stool and  finally out of the bag comes a little piano player. 

The little piano player starts playing.  

Bartender says "how'd you get that little guy to play the piano like that?"

The guy says "I have a magic genie, you can have one wish from it"

The bartender looks at the little piano player and wishes for a million bucks.

A moment later he  sees  a million ducks flying away from the bar.

Bartender says "HEY, your genie doesnt work! I asked for a million bucks and I got a million ducks!"

The guy looks him in the eyes, takes a deep breath  and says: "Do you really think I asked for a little piano player?""


Samstag, 20. April 2013

Ostwärts im Mittelmeer


Ein Freund hatte uns geraten, wenn immer entlang der spanischen Mittelmeerküste Westwind herrsche, diesen zu nutzen, um ostwärts zu gelangen.

 Diesen Luxus haben wir leider bisher nicht serviert bekommen. Im Gegenteil: Seit wir das Mittelmeer kennen und auf alle Ewigkeit herrscht hier Ostwind. Und wenn wir vorwärts kommen wollten in den letzten Tagen, so mussten wir erstens einen Tag wählen mit schwachem Wind gegen uns und zweitens motoren. Der schwache Ost nämlich transformierte sich in Küstennähe jeweils in einen Südost, genau richtig, um unter Motor mit dem Grossegel gut vorwärts zu kommen. Bei diesen unseglerischen Fahrten kriegten wir regelmässig Bonus-Meilen in Form von Strömung, sodass wir gute Etappenzeiten machten.

Unserer „Miranda“ muss das alles bekannt gewesen sein, denn das Boot hatte das Mittelmeer 1997 verlassen, unter ihrem  früheren Besitzer, wie wir noch im portugiesischen Hafen von Vilamoura erfahren hatten, wo die gesammelten Daten des vorletzten Aufenthalts gespeichert waren. So viel zur Kontroverse um Datensammler wie Google und Facebook.

Inzwischen sind wir in Caleta de Velez gelandet, einem kleinen Hafen mit zahlreichen Fischerbooten, die täglich ein- und ausfahren, und untouristischen kleinen Beizen sowie Läden, die nicht für Urlaubs- sondern Alltagsbedürfnisse eingerichtet sind.


Brett für die Brücke an Land.
Und so haben wir bereits einen Ausflug nach Torre del Mar gemacht, per Bus, um ein dringend benötigtes Brett zu kaufen, damit wir vom Boot auf den Steg übersteigen können. Denn: Wir sind jetzt im Mittelmeer, wo es keine seitlichen Stege an den Pontons gibt, an denen man festmacht. Sondern, wo Boote mit einer sog. Muringleine  „angebunden“ werden, einem mit Hafenschlick besetztem Seil, das auf dem Grund liegt und das man beim Festmachen aus dem Wasser hoch zieht und  von der Hafenmauer seitlich ans entfernte Ende des Bootes führt. Nach der Prozedur muss man die Hände waschen und das Boot vom Schlick reinigen. Plus eben das Brett als Brücke zum Land installieren.

Weil die Wetterprognose stärkeren Ostwind voraussagt, bleiben wir eine Weile hier, werden uns Malaga anschauen und dort das Geburtshaus des grossen Sohnes der Stadt (Picasso). Weiter möchten wir Granada besuchen, um die Alhambra zu besichtigen. Denn das Wetter, muss man sagen,  ist für solche Ausflüge schlicht  ideal: Ostwind bringe schönes Wetter, hatten uns Einheimische gesagt. Und das stimmt,  es herrscht Wetter, wie geschaffen für sonnigen, frühlingshaften Landurlaub. Segeln können wir dann wieder, wenn der Wind dreht. Wenn…

Samstag, 13. April 2013

Gibraltar - der grösste Duty-free-Shop


Gibraltar ist wie ein moderner Flughafen: voll von Duty-free-Geschäften. Einen gewichtigen Unterschied gibt es: Man betritt die Duty-free-Anlage nicht nach dem  Check-in und der Sicherheitskontrolle, sondern erreicht sie, indem man  die Flugpiste zu Fuss überquert, möglichst dann, wenn nicht gerade eine Maschine startet oder landet. Schilder warnen  davor, die Piste bei Rotlicht und geschlossenen Barrieren zu betreten, weil „Sie selbst im Flugzeug sitzen“ könnten.
Die Strasse  führt über die Flugpiste.

Die Logik musste ich mir erst durch den Kopf gehen lassen. Gemeint ist wohl, dass ein Fussgänger auf der Piste die Maschine gefährden könnte und selbige  verunglücken würde – mit all den Passagieren drin. Wenn das kein Argument ist, das Rotlicht zu beachten!

Wir überquerten die Piste also bei grünem Licht, schlenderten durch die Hauptgasse mit all den Duty-free-Geschäften, verglichen die Preise der Kameras in der Hoffnung, dass eine eben in der Schweiz gekaufte kleine Canon hier nicht billiger zu haben wäre, kehrten in einem echt britischen Pub ein, genehmigten uns ein echt britisches Bier („Carling“) und verwarfen  den verlockenden Gedanken an "Fish’n’Ships", wie Deutsche gerne sagen..

Dafür beschlossen wir, den Whisky-Vorrat aufzustocken, da wir in einem Geschäft am Hauptplatz unsere Lieblingsmarke entdeckt hatten. Sie heisst „Laphroaig“ und hat deshalb privaten Kultstatus, weil  Inspektor Banks in den Romanen von Peter Robinson „Laphroaig“ trinkt.

Auch Duty free: Die besten Bohnen für den Zmorge.
 Später am Nachmittag spazierten wir wieder zurück, zusammen mit Hunderten von einheimischen Einkaufstouristen, die in dem britischen Ueberseegebiet auch Lebensmittel kaufen: Es gibt britische Supermarktketten mit britischem und grossem spanischem Angebot. Dort fand ich auch meine Lieblingskonserve, die ich noch nie ausserhalb Grossbritanniens gesehen hatte: Miniportionen von Heinz Bohnen mit Würstchen an Tomatensauce. Das gehört zu einem echt britischen Frühstück, finde ich,  wie Gibraltar zu Grossbritannien.

Durch die Strasse von Tarifa nach Gibraltar

In der Strasse von Gibraltar bei Tarifa
Von Barbate segelten wir nach Gibraltar. Der Ort war uns von Freunden als ideales Startloch empfohlen, um mit einer guten Tide durch die Strasse von Gibraltar zu kommen. Wir rechneten also und legten dann drei Stunden vor Hochwasser Gibraltar ab. Ein leichter Westwind trug uns Richtung Meerenge, doch nach zwei Stunden fiel der himmlische Schub zusammen und wir mussten, nun mit ca 0.5 Knoten Strömung, motoren. Die marokkanische Küste kam immer näher, vor Tarifa schliesslich nahmen wir Kurs nach Osten Richtung Gibraltar. Eigentlich müsste die Oeffnung zum Mittelmeer "Strasse von Tarifa" heissen, denn Gibraltar ist nicht die engste Stelle. Ich überlege mir, ob ich dies dem Weltverband der Karthographen unterbreiten soll, zweifle jedoch, ob ich mit dem Antrag durchkommen würde. Manche Begriffe sind einfach nicht mehr wegzukriegen.

Wir (grünes Symbol) und die "Fedora"
In der Strasse von Tarifa nun bei 2 Knoten und mehr Strömung, hatten wir Gelegenheit, unser neues Antikollisionssystem auszuprobieren. Abgesehen von einer marokkanischen Schnellfähre, die sich von achtern näherte und glaubte, uns aus dem Weg hupen zu müssen, war das Antikollisionssystem vor allem dazu da, den Gwunder zu stillen. Wir mussten nicht mehr wie früher rätseln, wohin die Frachter wohl unterwegs seien, die in der Strasse von Tarifa wie an einer Perlenkette aufgereiht (so die gängige Metapher) Richtung Westen unterwegs waren. Nun konnten wir ganz einfach auf dem Laptop nachschauen. Das Cargo Ship "Fedora" zum Beispiel war auf dem Weg nach Bristol. Aha, wer hätte das gedacht: Ein Frachter voller neuer Autos (Seat aus Barcelona?) auf dem Weg nach England (rechtsgesteuerte Modelle?) - - -  So bringt man die Langeweile beim Motoren hinter sich.

Bald sahen wir den Felsen von Gibraltar, nahmen Kurs in die Bucht, wo unser Antikollisionssystem noch einmal zeigte, was es kann: Eine sich nähernde Passagierfähre bekam einen Closest Point of Approach (CPA), also nächste Annäherung, von 26 Metern. Zu unseren Gunsten kann ich sagen, dass wir schon vor der Anzeige gesehen hatten, dass es knapp würde und bereits ausgewichen waren. Gut war aber auch, mit dem AIS rasch zu erkennen, welche Frachter (sehr langsam) unterwegs waren und welche vor Anker lagen, auch das zeigt das System. 

Man kommt sich ein bisschen vor wie ein Fluglotse bei dieser Art elektronischem Segeln (oder besser gesagt Motoren) und die Sache war ein voller Erfolg. Wir feierten die Ankunft in La Linea, dem spanischen Hafen nördlich von Gibraltar, mit einer Flasche Vinho Verde aus Portugal und einem feinen Laucheintopf mit Schaffleisch und getrockneten Zitronen, eine orientalische Spezialität, weil das Mittelmeer uns ja dereinst bis zum Orient führen könnte.

Die Schlacht von Trafalgar


Wie oft denken Sie tagsüber an Sex? Und wie oft an die grossen Seeschlachten der Geschichte? Sehen Sie! Bei uns war es bis gestern auch so. Doch dann segelten wir von Cadiz nach Barbate, hatten einen schönen Wind und kamen an jenem Kap vorbei, das dem Trafalgar Square in London den Namen gab. „Die Engländer haben gewonnen, sonst gäbe es den Namen nicht mitten in der City“, sagte ich. Und bekam einen Punkt. „Nelson“, sagte Agnes und bekam ebenfalls einen Punkt. Nun war es 1:1. Doch nun, bei den Gegnern der Engänder,  ging meine Frau in Führung: „Die Franzosen.“ 2:1 für sie.

 Unglaublich, wie manche Leute Schulwissen über Jahrzehnte konservieren. Sie nennt ihn noch dazu „Commodore“ und baut damit die Führung aus.  

Wir hatten nun die Strömung gegen uns und alle Zeit in der Welt, um zu überlegen, wie die Schlachtschiffe wohl agiert hatten, falls „agiert“ das richtige Wort ist. Nämlich mit Wind aus Nord und Strömung nach Nordwesten setzend. Und aufkreuzen konnte man mit diesen Ungetümen ja auch nicht. Später beschlossen wir, alles einmal in Wikipedia nachzuschauen.

In Barbate angekommen ergab die Lektüre in Wikipedia: Nelson in der Tat; er verlor kein einziges Schiff, kam aber selbst ums Leben, nicht als Admiral (wie ich gedacht hatte), sondern als Vizeadmiral, der ewige Zweite sozusagen. Ein ungewöhnlicher Fall:  kein eigenes Schiff verloren, aber Chef weg,.

Bei der Looser-Flotte handelte sich übrigens um eine Koalition aus Franzosen und Spaniern. Und das alles ist lange her, passierte im Jahr 1805, dem gleichen Jahr, als Beethovens „Eroica“in Wien uraufgeführt wurde. Auch das steht in Wikipedia.

Mittwoch, 10. April 2013

Seekarten auf dem Handy


Ich habe seit ein paar Wochen ein neues Handy, das erste Samsung meines Lebens; es läuft unter Android 4.1. Im App-Store stöbernd entdeckte ich schon am ersten Tag beim Ausprobieren des neuen Spielzeugs jene Seekarten, welche ich mit einem Chip bereits auf einem Laptop und zur Sicherheit auf einem zweiten, kleinen  System (Lowrance Elite 4M) installiert habe. Ich konnte nicht widerstehen und kaufte das Europa-Kartenset für Android für 24 Franken, ein Klacks wenn man weiss, dass allein schon die beiden Chips mit dem europäischen Atlantik und dem Mittelmeer über 400 Franken gekostet hatten.
Was sind nun die Billig-Karten auf dem Android wert?
Heute machte ich einen ersten Test. Ich gab mit dem Zeigfinger  zwei Routenpunkte ein für eine Strecke von Cadiz nach Rota und setzte mich mit dem Phone aufs Oberdeck der Fähre. Und siehe da: Wie auf meinem Laptop wird das Boot, bzw. seine GPS-Position, mit einem Dreieck gezeigt, das an der Spitze einen langen Pfeil hat, sodass man Richtung und mutmassliches Ziel mit einem Blick erkennt. Um Details zu sehen, bewegt man die Finger gleich wie bei den Fotos, einfacher geht’s nicht. Der kleine Bildschirm zeigt  alle gewünschten Details etwa drei Seemeilen voraus, bei unserem Segelboot sind das ca 30 Minuten, ausreichend also  für die Planung und Navigation.
Einziger Nachteil: Die vielen Features des Programms auf dem grossen Rechner sind nicht vorhanden, also keine Peilungen, kein Antikollisionssystem, keine Alarme usw usf. Doch darauf könnte ich im Notfall verzichten. Denn eines wurde schnell klar: Im ärgsten Fall, wenn der letzte Laptop abgestürzt, alle Papierkarten und Hafenhandbücher über Bord gegangen sind und ich allein mit meinem Handy wäre: Ich hätte eine gute Chance, den rettenden Hafen zu finden. Was will man mehr für 24 Franken?

Von Lagos nach Cadiz


Nach einem halben Jahr Urlaub in Lagos an der Algarve sind wir wieder unterwegs. Mit neuem Antifouling und einer guten Brise aus Nord hatten wir einen wunderbaren Trip nach Osten nach Vilamoura, einem klassischen Ferrienort für Nordländer, diein diesen Tagen  in den chicen Bars gerade den Frühling geniessen.

Wir wollten erst direkt nach Cadiz, doch am Ende eines sonnigen, aber kühlen Tages fanden wir, Vilamoura tue es auch. Schliesslich duschen wir zu Hause auch nicht kalt.

Am andern Tag ging es dann bei wenig Wind, dafür um so wärmeren Temperaturen Richtung Cadiz, wo wir kurz vor Mitternacht im Hafen Rota, im Norden der Bucht von Cadiz, anlegten. Zum erstenmal seit zweieinhalb Jahren sind wir nun wieder in Spanien. Und uns scheint, die Krise des Wirtschaftssystems sei um vieles schlimmer geworden als das, was wir noch vor drei Jahren  eine Finanzkrise nannten.

Denn überall in der Kleinstadt Rota sind Läden eingegangen und zu vermieten. Das ärgste: Tagsüber sind auffallend viele Männer im arbeitsfähigen Alter unterwegs, stehen herum oder  lesen in Bars vor leeren Tassen ausgiebig ihre Zeitung. Im Norden vor drei Jahren waren uns vor allem halbfertige Hausbauten aufgefallen. Nun, so haben wir den Eindruck, wird nicht einmal mehr halbfertig gebaut.