Es stürmt weiter – oder schon wieder. Und wir haben eine
unruhige Nacht hinter uns: Der Wind drückte das Heck des Bootes gegen den
Ponton, sodass wir am Bug vorne die Muringleine anziehen mussten. Doch wie
macht man das, wenn mehrere Tonnen Winddruck auf der Leine sind?
Unsere Methode: Wir warfen die Maschine an und legten den
Vorwärtsgang ein. Das Boot zog nun an den Heckleinen zum Ponton, der Abstand
war fürs erste wieder hergestellt. Dann knoteten wir eine Leine mit kleinerem
Durchmesser an die dicke Muring-Leine. Der geniale Knoten dafür heisst
Webleinenstek. In einem weiteren Schritt führten wir das dünne Seil zur Wintsch und drehten die
Kurbel.
Dann wurde die nun lose gewordene Muringleine zwischen
Knoten und Klampe nachgezogen. Das ganze wurde ein paar mal wiederholt, bis der Abstand zum Ponton wieder so gross
war, dass wir den Motor abstellen und uns schlafen legen konnten.
Dieses nächtliche Hafenmanöver geschah in Calgari, wo ich
auf den Tag genau vor 24 Jahren schon einmal
war, im November 1989. Wir kamen mit der Jacht „Tamango“ meines Kollegen
tj aus Malta und hatten bei einem Zwischenstopp auf den Aeolischen Inseln aus
einem Zeitungsaushang erfahren, dass in
Berlin die Mauer geöffnet worden sei. Eine Sensation, die ich auf Anhieb nicht
glauben konnte. Wir schalteten Deutsche Welle ein und erfuhren, dass nun tatsächlich zusammenwachsen solle, was zusammengehöre. In Cagliari angekommen suchte ich ein Reisebüro auf,
um sofort nach Berlin zu fliegen. Doch es gab längst keine Tickets mehr
und so reiste ich nach Zürich zurück.
Die Geschichte dieses ersten Aufenthalts auf Sardinien kommt
mir vor wie aus einem andern Leben oder aus dem Leben eines anderen, auch deshalb, weil wir uns damals so
umständlich informieren mussten: Keine Smartphones und kein Internet. Und für
Flugtickets musste man noch ins Reisebüro. Dafür gab es keinen Sturm im Hafen –
und wir schliefen als sei nichts passiert.
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