In unserem Blog haben wir nun die 1. Staffel abgeschlossen. Die einzelnen Beiträge werden, vom Blogisten signiert, bald auch als Buch erhältlich sein - eine schöne Geschenkidee, wo wir langsam an Weihnachten denken müssen. Der Titel des Werks lautet: "Segeln wie es keiner kennt" Untertitel: "Gestern - heute - morgen".
Die 2. Staffel startet Mitte Oktober - mit erregenden neuen Stories aus dem Leben eines rugged sailors, seiner Equipage und der Welt, so wie sie ist.
Bis dann passiert hier gar nichts. Niemand verpasst also nichts. Allen, die jedoch bereits süchtig sind nach dem Miranda-II-Blog, sei der bequeme Klick ins Archiv empfohlen. Dort gibt's jeden Tag jede Menge Re-Runs.
Dienstag, 21. September 2010
Sonntag, 19. September 2010
Ein schneller Ritt nach Lissabon
Wir hatten den Wind erst gegen 15 Uhr erwartet, doch schon kurz nach dem Ablegen aus Figueira da Foz um 11 Uhr sahen wir, dass eine Yacht ihre Segel setzte, die etwas weiter draussen als wir der Küste entlang segelte. Bald traf das vormittägliche Geschenk auch bei uns ein. Statt wie vorausgesagt nach ein paar Stunden wieder einzuschlafen, wurde der Wind am Abend immer besser. Wir refften und liefen zeitweise 7 Knoten – und vom feinsten, da von der Seite, also halber Wind, wie man sagt. Dazu sorgte ein Mond für helles Licht, keine Selbstverständlichkeit, erst gerade war noch Neumond.
Mit diesem schnellen Ritt hatten wir nicht gerechnet und so trafen wir bereits nach 21 Stunden und viel zu früh am Morgen an der atlantischen Abzweigung Richtung Lissabon ein, am Cabo da Roca. Wir verlangsamten nun das Boot und segelten gerade noch 2 Knoten, weil wir nicht in der Dunkelheit durch kaum sichtbare Fischernetze hindurchpflügen wollten und eine fremde Hafeneinfahrt im Dunkeln ihre Tücken haben kann.
Gegen 7 Uhr wurde es hell und da sahen wir, was wir vorher in der Dunkelheit partout nicht hatten sehen wollen: ein langer Mauer-Wall, an dessen östlichem Ende sich die Einfahrt in den Hafen von Cascais befand. Am Steg angekommen merkten wir, dass wir in der langen Nacht mit den abwechselnden Wachen einen Gewaltshunger zusammengesegelt hatten. Es gab deshalb nun Speck mit Eier, das beste Frühstück ever. Danach hiess es gute Nacht und den Vormittag verschlafen.
Mit diesem schnellen Ritt hatten wir nicht gerechnet und so trafen wir bereits nach 21 Stunden und viel zu früh am Morgen an der atlantischen Abzweigung Richtung Lissabon ein, am Cabo da Roca. Wir verlangsamten nun das Boot und segelten gerade noch 2 Knoten, weil wir nicht in der Dunkelheit durch kaum sichtbare Fischernetze hindurchpflügen wollten und eine fremde Hafeneinfahrt im Dunkeln ihre Tücken haben kann.
Gegen 7 Uhr wurde es hell und da sahen wir, was wir vorher in der Dunkelheit partout nicht hatten sehen wollen: ein langer Mauer-Wall, an dessen östlichem Ende sich die Einfahrt in den Hafen von Cascais befand. Am Steg angekommen merkten wir, dass wir in der langen Nacht mit den abwechselnden Wachen einen Gewaltshunger zusammengesegelt hatten. Es gab deshalb nun Speck mit Eier, das beste Frühstück ever. Danach hiess es gute Nacht und den Vormittag verschlafen.
Samstag, 18. September 2010
Von Viana do Castelo nach Lissabon
Nach der spanischen Nordwesteküste sind wir Anfang September in einem neuen Land angekommen, in Portugal. Es ist gar nicht so einfach, zu sagen, warum es uns hier so gut gefällt. Es muss zu tun haben mit der Liebenswürdigkeit und der spontanen Freundlichkeit der Menschen, die angetan sind, wenn Fremde durch ihre Markthallen schlendern, Salat, frischen Fisch und Nüsse kaufen oder sich in der Strasse nach einem Laden erkundigen – umständlich natürlich, denn die Sprache ist auch hier für uns ein Problem, aber wir haben schon gut gelernt, uns mit Händen und Füssen zu verständigen.
Grosse Etappenorte entlang der portugiesischen Küste sind oft nur einen Katzensprung von grossen Städten entfernt, die mit modernen Zügen erreichbar sind. Von Figueira aus kommt man zum Beispiel in einer wunderschönen Fahrt entlang von Reisfeldern und Bauerngärten nach Coimbra, von Povoa da Varzim aus geht’s mit der Express-S-Bahn nach Porto. Und von Castais ebenfalls per Bahn ins nahegelegene Lissabon. Ueberhaupt fällt auf: Länder wie Portugal und Spanien überraschten uns immer wieder mit ihrer modernen Infrastruktur, nicht nur beim öffentlichen Verkehr, sondern auch bei der Abfalltrennung und Entsorgung. Auch Schulen und öffentlichen Gebäude sind, soweit unsere zufälligen Beobachtungen stichhaltig sind, aufwändig renoviert oder neu. Man könnte sagen, der Abstand der südlichen Länder zu Zürich wird kleiner.
Seglerisch bleibt vor allem in Erinnerung, dass es entgegen allen Voraussagen wenig Wind gegeben hat. Wenn am Cap Finisterre starke Winde angesagt waren, dann reichte es für uns – mit wenigen Ausnahmen - entlang der portugiesischen Küste nur noch für ein laues Lüftchen. Viele Crews machte Nebel zu schaffen, uns nur Nebelhörner, die wie Weltkrieg-II-Sirenen heulen. Die Marinas und Häfen haben alle einen hohen Standard. Wer sich aus Frankreich und England allerings an omnipräsente Bootszubehörläden gewöhnt ist, muss sich hier anders organisieren. Auch Seekarten gibt’s nur in Lissabon. Und wo es vielleicht mal kleine Zubehörläden, sogenannte Chandleries, gibt, sind sie schlecht assortiert. Wer immer etwas braucht, nutzt am besten einen längeren Aufenthalt an einem Etappenort, um in Deutschland oder sonstwo Ersatzteile zu bestellen und liefern zu lassen.
Grosse Etappenorte entlang der portugiesischen Küste sind oft nur einen Katzensprung von grossen Städten entfernt, die mit modernen Zügen erreichbar sind. Von Figueira aus kommt man zum Beispiel in einer wunderschönen Fahrt entlang von Reisfeldern und Bauerngärten nach Coimbra, von Povoa da Varzim aus geht’s mit der Express-S-Bahn nach Porto. Und von Castais ebenfalls per Bahn ins nahegelegene Lissabon. Ueberhaupt fällt auf: Länder wie Portugal und Spanien überraschten uns immer wieder mit ihrer modernen Infrastruktur, nicht nur beim öffentlichen Verkehr, sondern auch bei der Abfalltrennung und Entsorgung. Auch Schulen und öffentlichen Gebäude sind, soweit unsere zufälligen Beobachtungen stichhaltig sind, aufwändig renoviert oder neu. Man könnte sagen, der Abstand der südlichen Länder zu Zürich wird kleiner.
Seglerisch bleibt vor allem in Erinnerung, dass es entgegen allen Voraussagen wenig Wind gegeben hat. Wenn am Cap Finisterre starke Winde angesagt waren, dann reichte es für uns – mit wenigen Ausnahmen - entlang der portugiesischen Küste nur noch für ein laues Lüftchen. Viele Crews machte Nebel zu schaffen, uns nur Nebelhörner, die wie Weltkrieg-II-Sirenen heulen. Die Marinas und Häfen haben alle einen hohen Standard. Wer sich aus Frankreich und England allerings an omnipräsente Bootszubehörläden gewöhnt ist, muss sich hier anders organisieren. Auch Seekarten gibt’s nur in Lissabon. Und wo es vielleicht mal kleine Zubehörläden, sogenannte Chandleries, gibt, sind sie schlecht assortiert. Wer immer etwas braucht, nutzt am besten einen längeren Aufenthalt an einem Etappenort, um in Deutschland oder sonstwo Ersatzteile zu bestellen und liefern zu lassen.
Mittwoch, 15. September 2010
Auf Augenhöhe mit dem Baum
In Coimbra besuchten wir einen Botanischen Garten, in welchem ausschliesslich Bäume gezeigt werden, Bäume aus allen Erdteilen , von denen viele – den Umfängen ihrer Stämme nach zu urteilen – hundert oder vielleicht Hunderte von Jahren alt sein müssen. Das raffinierte der Anlage ist, dass der ganze Baumgarten in verschiedene Ebenen unterteilt ist, die alle mit steilen Treppen verbunden sind.
Dies bedeutet, dass man einen Baum von einer oberen Ebene aus betrachtet, also nicht von unten am Stamme steil nach oben starrt. Man befindet sich als Besucher auf diesen oberen Ebenen sozusagen auf Augenhöhe mit dem Baum; auch die Schilder mit den Namen sind so weit oben am Stamm angebracht angebracht, dass man sie nur von der höheren Ebene aus, und nicht von unten her, lesen kann.
Obschon ich von Bäumen – im Gegensatz zu Agnes - nichts verstehe, werde ich den Besuch des Gartens nie vergessen. Denn ich habe zum erstenmal in meinem Leben einen Pfefferbaum geshen. Agnes nahm dessen Früchte in die Hand und zeigte mir die Pfefferkörner. Nun weiss ich, woher im Pfefferland der Pfeffer kommt.
Dies bedeutet, dass man einen Baum von einer oberen Ebene aus betrachtet, also nicht von unten am Stamme steil nach oben starrt. Man befindet sich als Besucher auf diesen oberen Ebenen sozusagen auf Augenhöhe mit dem Baum; auch die Schilder mit den Namen sind so weit oben am Stamm angebracht angebracht, dass man sie nur von der höheren Ebene aus, und nicht von unten her, lesen kann.
Obschon ich von Bäumen – im Gegensatz zu Agnes - nichts verstehe, werde ich den Besuch des Gartens nie vergessen. Denn ich habe zum erstenmal in meinem Leben einen Pfefferbaum geshen. Agnes nahm dessen Früchte in die Hand und zeigte mir die Pfefferkörner. Nun weiss ich, woher im Pfefferland der Pfeffer kommt.
Eine Fahrt mit einem Trolleybus
Ein Trolleybus, wie aus dem Kinderbuch. Keine Ahnung, wo er hinfahren würde. Wir steigen bei der vorderen Tür ein und dann drei Stufen hoch, lösen ein Bilett und warten, bis der Chauffeur eine Art Fahrhebel betätigen und das Gefährt in Gang setzen würde. Der Bus ist nicht nur hoch, sondern auch schmal und so wankt er auf dem unebenen Kopfsteinpflaster bedenklich. Und in den engen Kurven betätigt der Fahrer mit grosser Kraft ein Steuerrad, das noch aus der Vor-Servo-Zeit stammt. Er bremst oft, der kundige Chauffeur, wenn ihm das Gefälle zu steil wird oder der Gegenverkehr zu bedrohlich. Bei Steigungen wiederum wird die Leistung des Elektromotors auf eine harte Probe bestellt, die der Bus jedoch souverän besteht.
Die Fahrt führt hinauf und hinunter, einmal landen wir in einem Villenquartier, dann lenkt die Oberleitung, die den Bus auf Kurs hält, das Gefährt an einem Stadion vorbei, rechterhand hohe Wohnhäuser, aus denen allerdings keine Menschenmassen strömen zu den Haltestellen. Unser Trolleybus nimmt nur selten neue Passagiere auf, meist sind wir die einzigen im Bus, sodass mich die Fahrt immer mehr an Trolleybusträume aus der Kindheit erinnert, wenn ich im Bus Nr 104, dem letzten der alten Serie der Verkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG), nächtens unterwegs war. Irgendwann wurde ich dann älter und wollte nicht mehr Trolleybuschauffeur werden.
Unsere Fahrt endet am Platz der Republik in Coimbra und dort geschieht, was typisch ist für Trolleybusse: Der Stromabnehmer kommt von seiner Oberleitung ab und der Bus bleibt stehen. Typisch warum? Der Stromabnehmer ist der heikelste Teil des Systems, denn dieses ist einerseits vom Verlauf der Fahrleitung abhängig und hat anderseits ein eigenes Andruckgewicht, welches mit Federn an den beiden „Ruten“, wie die Chauffeure in St. Gallen sie nannten, geregelt wird.
Und da nun ist etwas schief gegangen mit unserem Trolleybus am Platz der Republik und deshalb gibt es das Bild mit den abgehängten Stromabnehmern, die der Chauffeur gerade wieder an die Stromleitung ansetzt.
Die Fahrt führt hinauf und hinunter, einmal landen wir in einem Villenquartier, dann lenkt die Oberleitung, die den Bus auf Kurs hält, das Gefährt an einem Stadion vorbei, rechterhand hohe Wohnhäuser, aus denen allerdings keine Menschenmassen strömen zu den Haltestellen. Unser Trolleybus nimmt nur selten neue Passagiere auf, meist sind wir die einzigen im Bus, sodass mich die Fahrt immer mehr an Trolleybusträume aus der Kindheit erinnert, wenn ich im Bus Nr 104, dem letzten der alten Serie der Verkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG), nächtens unterwegs war. Irgendwann wurde ich dann älter und wollte nicht mehr Trolleybuschauffeur werden.
Unsere Fahrt endet am Platz der Republik in Coimbra und dort geschieht, was typisch ist für Trolleybusse: Der Stromabnehmer kommt von seiner Oberleitung ab und der Bus bleibt stehen. Typisch warum? Der Stromabnehmer ist der heikelste Teil des Systems, denn dieses ist einerseits vom Verlauf der Fahrleitung abhängig und hat anderseits ein eigenes Andruckgewicht, welches mit Federn an den beiden „Ruten“, wie die Chauffeure in St. Gallen sie nannten, geregelt wird.
Und da nun ist etwas schief gegangen mit unserem Trolleybus am Platz der Republik und deshalb gibt es das Bild mit den abgehängten Stromabnehmern, die der Chauffeur gerade wieder an die Stromleitung ansetzt.
Und unter den Talaren...
In Coimbra lernen 17 000 Studentinnen und Studenten an einer der weltweit ältesten Universitäten.Die Stiftungsurkunde datiert von 1290, also aus dem Jahr vor der Gründung der Eidgenossenschaft. Im Reiseführer hiess es, nach einer alten Tradition hätten sich die Studierenden lange Jahre in schwarze Talare gekleidet, heutzutage allerdings würde er nicht mehr häufig getragen. Diese Schwarzröcke, auch wenn es nicht mehr viele sein sollten, wollten wir sehen und deshalb fuhren wir von Figueira da Foz nach Coimbra.
In Coimbra angekommen, steigen wir die engen Treppen und Gassen hoch auf den Hügel der Universität – und siehe da: Zu unserer grossern Ueberraschung sind überall Studenten in Talaren zu sehen. Unter dem wallenden Kleid tragen sie, die Mädchen genau so wie die Jungen, weisse Hemden mit schwarzen Kravatten und passend zum Talar einen schwarzen Anzug, die Mädchen einen schwarzen Jupe mit Jackett. Und dies bei der Affenhitze, die an dem Mittag noch im Schatten vor dem Hauptgebäude durch alle Poren dringt.
Offenbar, so hören wir, ist heute der erste Tag im neuen Semester. Es sei Tradition, dass die Studierenden der höheren Jahrgänge sich mittels Talar von den Neuen abheben wollten, die noch kein Recht auf den Talar erworben hätten, sondern sich dieses Privileg erst ein Jahr lang ersitzen müssten.
Soll man lachen über soviel Ernst? Es gab mal eine Zeit bei uns und anderswo, da kamen Neue an die Unis und nicht einmal die Professoren getrauten sich, den Talar zu tragen, am ersten Tag nicht und auch nicht während des Semesters. Denn damals lachten die Jungen die Alten aus, weil die Jungen partout nicht zur Elite der Alten gehören wollten. Ganz im Gegenteil, sie gedachten, den Eliten an der Uni, allen Eliten der Gesellschaft den Garaus zu machen. Doch dies ist lange her – wie hiess der Slogan noch von damals? „Unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren.“
In Coimbra angekommen, steigen wir die engen Treppen und Gassen hoch auf den Hügel der Universität – und siehe da: Zu unserer grossern Ueberraschung sind überall Studenten in Talaren zu sehen. Unter dem wallenden Kleid tragen sie, die Mädchen genau so wie die Jungen, weisse Hemden mit schwarzen Kravatten und passend zum Talar einen schwarzen Anzug, die Mädchen einen schwarzen Jupe mit Jackett. Und dies bei der Affenhitze, die an dem Mittag noch im Schatten vor dem Hauptgebäude durch alle Poren dringt.
Offenbar, so hören wir, ist heute der erste Tag im neuen Semester. Es sei Tradition, dass die Studierenden der höheren Jahrgänge sich mittels Talar von den Neuen abheben wollten, die noch kein Recht auf den Talar erworben hätten, sondern sich dieses Privileg erst ein Jahr lang ersitzen müssten.
Soll man lachen über soviel Ernst? Es gab mal eine Zeit bei uns und anderswo, da kamen Neue an die Unis und nicht einmal die Professoren getrauten sich, den Talar zu tragen, am ersten Tag nicht und auch nicht während des Semesters. Denn damals lachten die Jungen die Alten aus, weil die Jungen partout nicht zur Elite der Alten gehören wollten. Ganz im Gegenteil, sie gedachten, den Eliten an der Uni, allen Eliten der Gesellschaft den Garaus zu machen. Doch dies ist lange her – wie hiess der Slogan noch von damals? „Unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren.“
Sonntag, 12. September 2010
Eine lange Tagesetappe
Wir hatten eine lange Tagesetappe vor uns und legten deshalb schon um 6 Uhr morgens ab, um im fremden Hafen noch im letzten Tageslicht einzulaufen. Es war stockdunkel und die hellen Scheinwerfer des Fischerhafens von Polova de Varzim blendeten uns. Ich sagte zu Agnes: „Hilf mir sehen“, und so starrten zwei Augenpaare in die Dunkelheit zur westlichen Hafenmauer, der wir nicht entlang schrammen wollten und dann in der Richtung eines östlich der Hafenausfahrt gelegenen Felsbrockens, der laut Karte maximal 1,8 m aus dem Wasser ragen würde.
Alles ging gut, bald wurde es Tag und eine wärmende Sonne stieg immer höher am Himmel. Nur Wind hatten wir keinen und wir mussten motoren. Bei 75 Meilen Distanz und 5 Meilen pro Stunde, so unser Plan, wären wir 15 Stunden unterwegs, würden also um 21 Uhr eintreffen, in Figueira da Foz, wenn es schon praktisch Nacht sein würde. Dazwischen gab es nur Aveiro, aber nur für den Notfall. Denn laut Handbuch hatte es dort keinen Hafen und nur schlechten Ankergrund.
Wir passierten Aveiro am Mittag. Dann erst kam endlich Wind auf, schwächer als erwartet und vor allem nicht zunehmend, wie in der Wetterprognose versprochen. Wir segelten dennoch ganz zufrieden vor uns hin, ein Auge immer auf die Marschtabelle gerichtet. Kurz nach 17 Uhr fiel der Wind in sich zusammen und wir mussten erneut den Motor anwerfen. Eine schöne Strömung hatte uns aber inzwischen einen Super-Vorsprung auf den Zeitplan verschafft. Und das war gut so. Denn im Handbuch hatten wir gelesen, dass uns am Beginn des Flusses Mondego eine Sandbank erwarten würde, auf der die Wellen brechen und Boote in Gefahr bringen könnten. Ein grün-rot-grünes Signal würde uns gar anzeigen, wenn die Einfahrt für grössere Boote verboten war. Bei Absenz des Signals sei die Einfahrt sicher, „mindestens für Boote über 300 t“, hiess es im Buch. Im ärgsten Fall, so sagten wir uns, würden wir halt die Nacht durch direkt nach Lissabon segeln, dann wäre es wieder Morgen und wir könnten bei Tageslicht an dem fremden Ort einlaufen. Aber kurz vor einem Hafen rechtsumkehrt zu machen, ist psychologisch betrachtet nicht ganz einfach.
Unser Plan B erwies sich als unnötig. Als wir mit grossem Vorsprung auf unseren Zeitplan (Vielen Dank, liebe Strömung!) bereits um 19 Uhr an der Mündung des Rio Mondego ankamen, war das Meer ruhig und über der Sandbank hatten wir sichere 7 Meter unter dem Kiel. So tuckerten wir die halbe Meile hoch zur Einfahrt in den hübschen kleinen Hafen von Figueiro da Foz, legten an und ich kriegte ein Bier. - Abgesehen von der Windprognose war heute alles easy-peasy gelaufen. So sollte es immer sein.
Bild: Der Tracker zeichnet unsere Etappen in Echtzeit nach. Link: http://bit.ly/b5feTY
Alles ging gut, bald wurde es Tag und eine wärmende Sonne stieg immer höher am Himmel. Nur Wind hatten wir keinen und wir mussten motoren. Bei 75 Meilen Distanz und 5 Meilen pro Stunde, so unser Plan, wären wir 15 Stunden unterwegs, würden also um 21 Uhr eintreffen, in Figueira da Foz, wenn es schon praktisch Nacht sein würde. Dazwischen gab es nur Aveiro, aber nur für den Notfall. Denn laut Handbuch hatte es dort keinen Hafen und nur schlechten Ankergrund.
Wir passierten Aveiro am Mittag. Dann erst kam endlich Wind auf, schwächer als erwartet und vor allem nicht zunehmend, wie in der Wetterprognose versprochen. Wir segelten dennoch ganz zufrieden vor uns hin, ein Auge immer auf die Marschtabelle gerichtet. Kurz nach 17 Uhr fiel der Wind in sich zusammen und wir mussten erneut den Motor anwerfen. Eine schöne Strömung hatte uns aber inzwischen einen Super-Vorsprung auf den Zeitplan verschafft. Und das war gut so. Denn im Handbuch hatten wir gelesen, dass uns am Beginn des Flusses Mondego eine Sandbank erwarten würde, auf der die Wellen brechen und Boote in Gefahr bringen könnten. Ein grün-rot-grünes Signal würde uns gar anzeigen, wenn die Einfahrt für grössere Boote verboten war. Bei Absenz des Signals sei die Einfahrt sicher, „mindestens für Boote über 300 t“, hiess es im Buch. Im ärgsten Fall, so sagten wir uns, würden wir halt die Nacht durch direkt nach Lissabon segeln, dann wäre es wieder Morgen und wir könnten bei Tageslicht an dem fremden Ort einlaufen. Aber kurz vor einem Hafen rechtsumkehrt zu machen, ist psychologisch betrachtet nicht ganz einfach.
Unser Plan B erwies sich als unnötig. Als wir mit grossem Vorsprung auf unseren Zeitplan (Vielen Dank, liebe Strömung!) bereits um 19 Uhr an der Mündung des Rio Mondego ankamen, war das Meer ruhig und über der Sandbank hatten wir sichere 7 Meter unter dem Kiel. So tuckerten wir die halbe Meile hoch zur Einfahrt in den hübschen kleinen Hafen von Figueiro da Foz, legten an und ich kriegte ein Bier. - Abgesehen von der Windprognose war heute alles easy-peasy gelaufen. So sollte es immer sein.
Bild: Der Tracker zeichnet unsere Etappen in Echtzeit nach. Link: http://bit.ly/b5feTY
Donnerstag, 9. September 2010
Blog, Blogger, am Bloggersten
Ein ganz herzlicher Gruss geht von hier in diesem Blog nach Hägendorf im Kanton Solothurn, wo ein Leser/eine Leserin wahrscheinlich gerade jetzt den Text angeklickt hat. Liebe Grüsse richte ich auch nach Rostock an eine unbekannte Seele im hohen Norden Deutschlands. Ich weiss nicht, wer Du bist, aber ich übermittle Dir an dieser Stelle gerne den Satz, den wir alle schon mal als SMS bekommen haben: „Schön, dass es Dich gibt.“
Ein Rätsel bleibt die Lesequote in Israel: 11mal wurde der „Miranda-II“-Blog dort angeklickt. Ich habe mein Hirn zermartert, wer das sein könnte – kein Name kommt mir in den Sinn. Und so nehme ich an, es ist der Mossad. Herzlich willkommen, liebe Geheimdienstler.
Der US-Spitzenwert im Bundesstaat Rhode Island hingegen ist klar: Vielen Dank, liebe D., für Deine Treue. Und auch, dass Du mich in der 7gb im Latein hast abschreiben lassen. Ich habe eine Vier im Zeugnis wirklich gebraucht.
Soweit sozusagen die Exoten. Denn meine Home Basis ist ganz eindeutig Zürich. Die Stadt hat einen grossen dicken dunkelorangen Ring in der graphischen Darstellung meines verehrten Publiums. Dankedanke, Ihr Lieben. Schluchtzz.
Woher ich das alles weiss? Antwort: Google-Analytics. Das kleine Tool, das in den Quelltext der Webseite des Blogs hineingepastet werden muss, sagt mir jeden Morgen, total anonymisiert natürlich, wieviele Freunde, Bekannte – oder eben Unbekannte den Blog am Vortag gelesen haben. Und auch, was besonders gut läuft: Einsamer Hit war ein Beitrag über Pinkeln an Bord. Offenbar interessiert Menschliches, allzu Menschliches auch in unseren gehobenen Schichten. Das erklärt wohl, warum Schweizer Newsseiten immer mehr auf Fait divers setzen – schliesslich verwenden auch sie Google Analytics. Schlechte Zahlen hat der Blog an den Wochenenden, wenn alle an der frischen Luft sind. Ganz klar die tote Zeit im Internet.
Die nächste Stufe wäre nun, die Leserzahlen auf die Werbemühle bei Google zu leiten, die es auch gibt.Man muss sich nur registrieren und dann schaltet Google Inserate neben den Blog-Text und mit der Zeit fliessen Hunderte, vielleicht Tausende von Franken auf das eigene Konto. Ihr könnt mich also reich machen, meine Lieben, wenn ihr Euch nur vermehrt! Doch wollen wir das wirklich? Es ist doch eigentlich viel interessanter, einen Leser (eine Leserin?) in Hägendorf zu haben, und zu rätseln, um wen es sich handelt – als Hunderttausende in der ganzen Welt, die man beim besten Willen nie persönlich kennen kann.
Ein Rätsel bleibt die Lesequote in Israel: 11mal wurde der „Miranda-II“-Blog dort angeklickt. Ich habe mein Hirn zermartert, wer das sein könnte – kein Name kommt mir in den Sinn. Und so nehme ich an, es ist der Mossad. Herzlich willkommen, liebe Geheimdienstler.
Der US-Spitzenwert im Bundesstaat Rhode Island hingegen ist klar: Vielen Dank, liebe D., für Deine Treue. Und auch, dass Du mich in der 7gb im Latein hast abschreiben lassen. Ich habe eine Vier im Zeugnis wirklich gebraucht.
Soweit sozusagen die Exoten. Denn meine Home Basis ist ganz eindeutig Zürich. Die Stadt hat einen grossen dicken dunkelorangen Ring in der graphischen Darstellung meines verehrten Publiums. Dankedanke, Ihr Lieben. Schluchtzz.
Woher ich das alles weiss? Antwort: Google-Analytics. Das kleine Tool, das in den Quelltext der Webseite des Blogs hineingepastet werden muss, sagt mir jeden Morgen, total anonymisiert natürlich, wieviele Freunde, Bekannte – oder eben Unbekannte den Blog am Vortag gelesen haben. Und auch, was besonders gut läuft: Einsamer Hit war ein Beitrag über Pinkeln an Bord. Offenbar interessiert Menschliches, allzu Menschliches auch in unseren gehobenen Schichten. Das erklärt wohl, warum Schweizer Newsseiten immer mehr auf Fait divers setzen – schliesslich verwenden auch sie Google Analytics. Schlechte Zahlen hat der Blog an den Wochenenden, wenn alle an der frischen Luft sind. Ganz klar die tote Zeit im Internet.
Die nächste Stufe wäre nun, die Leserzahlen auf die Werbemühle bei Google zu leiten, die es auch gibt.Man muss sich nur registrieren und dann schaltet Google Inserate neben den Blog-Text und mit der Zeit fliessen Hunderte, vielleicht Tausende von Franken auf das eigene Konto. Ihr könnt mich also reich machen, meine Lieben, wenn ihr Euch nur vermehrt! Doch wollen wir das wirklich? Es ist doch eigentlich viel interessanter, einen Leser (eine Leserin?) in Hägendorf zu haben, und zu rätseln, um wen es sich handelt – als Hunderttausende in der ganzen Welt, die man beim besten Willen nie persönlich kennen kann.
Mittwoch, 8. September 2010
Bei Lello in Porto
Die Buchhandlung Lello an der Rua das Carmelitas 144 in Porto zieht, so scheint es, mehr Fotografen als Leser an. Alle paar Minuten blitzen sie in die geschwungene Treppe hinein, welche mitten im Ladenlokal zu einer Galerie hinauf führt, indem die Stufen sich auf halber Höhe teilen in einen linken und einen rechten Aufgang. Die Treppe ist ein Abbild der Stadt, die an einen Hang gebaut ist und in der es dauernd Steigungen zu überwinden oder Gefälle zu meistern gibt. An grossen Kreuzungen kann man fünf oder sechs Strassen sehen, von denen vielleicht zwei aufwärts und drei abwärts führen. Auch abenteuerlich ansteigende und abfallende Tramgeleise gibt es in der Stadt. Und folgerichtig hat es auch mitten in der Buchhandlung ein Geleise. Es führt vom Eingang mit einer eleganten S-Kurve an der Treppe vorbei, richtige Schienen sind in den Holzboden eingelassen, in denen ein Bücherwagen (Bild) rollen kann. Neuste Lieferungen lassen sich damit direkt von der Ladentür zu den Gestellen transportieren.
Wer den Laden betritt, trete in die Vergangenheit ein, steht in den Reiseführern über Lello. Dies stimmt, wenn man darunter versteht, dass Buchläden literarische oder bibliophile Vorlieben ihres Besitzers wiederspiegeln – und nicht einfach die Bestellerliste aufgereiht haben sollen. Und in der Tat: Werke von Hannah Arendt finden sich neben einer neusten Biografie über Salazar, den früheren Diktator Portugals. Gleich neben Salazar ist, ebenfalls in portugiesischer Sprache, der Roman des englischen Schriftstellers David Nicholls („One Day“) aufgelegt. Im Obergeschoss dann sind thematisch geordnet die Sachbücher, eines davon handelt von nichts anderem als der Tomate.
Ein Rätsel bleibt das Angebot auf halber Höhe, zwischen Buchgestellen im Parterre und Galerie. Dort gibt es Glasschränke, hinter denen Hunderte von Büchern eingeschlossen sind. Man müsste eine Leiter hochsteigen, und die Glastüren öffnen, um zu sehen, um welche Titel es sich handelt. Aber es gibt keine Leiter, im ganzen Laden nicht. Sind es bibliophile Kostbarkeiten? Verbotene Literatur (Salazar)? Oder sind die Schränke nur noch Teil einer etwas schrulligen Kulisse wie die grosse Treppe und der kleine Schienenwagen?
Wer den Laden betritt, trete in die Vergangenheit ein, steht in den Reiseführern über Lello. Dies stimmt, wenn man darunter versteht, dass Buchläden literarische oder bibliophile Vorlieben ihres Besitzers wiederspiegeln – und nicht einfach die Bestellerliste aufgereiht haben sollen. Und in der Tat: Werke von Hannah Arendt finden sich neben einer neusten Biografie über Salazar, den früheren Diktator Portugals. Gleich neben Salazar ist, ebenfalls in portugiesischer Sprache, der Roman des englischen Schriftstellers David Nicholls („One Day“) aufgelegt. Im Obergeschoss dann sind thematisch geordnet die Sachbücher, eines davon handelt von nichts anderem als der Tomate.
Ein Rätsel bleibt das Angebot auf halber Höhe, zwischen Buchgestellen im Parterre und Galerie. Dort gibt es Glasschränke, hinter denen Hunderte von Büchern eingeschlossen sind. Man müsste eine Leiter hochsteigen, und die Glastüren öffnen, um zu sehen, um welche Titel es sich handelt. Aber es gibt keine Leiter, im ganzen Laden nicht. Sind es bibliophile Kostbarkeiten? Verbotene Literatur (Salazar)? Oder sind die Schränke nur noch Teil einer etwas schrulligen Kulisse wie die grosse Treppe und der kleine Schienenwagen?
Dienstag, 7. September 2010
Bei den Fischern
Heute nachmittag band ich meinen Reserverkanister auf den Lastrolli und machte mich auf den Weg zur Diesel-Tankstelle, die ich laut Auskunft circa einen Kilometer entfernt im Fischereihafen finden würde. Ich lief der Hafenmole entlang und bog dann in eine Hafenzufahrt ein, die von verschiedenen Gebäuden gesäumt war. Fischer hatten dort die Garagentore ihrer Lager geöffnet; einige waren dabei, ihre Netze zu flicken, die sie auf eine Art Rahmen aufgespannt hatten. In einem andern Gebäude, einer riesigen offenen Halle mit Plättli-Wänden, waren Männer in weissen Plastikschürzen damit beschäftigt, den Boden abzuspritzen, wahrscheinlich fand dort der Warenumschlag en-gros statt.
Entlang des Trottoirs kam ich an mehreren Frauen vorbei, die lautstark frischen Fisch zum Kaufe anpriesen, den sie auf Zweiradkarren in Eis gelagert feil boten. In einem Hafenroman wären sie wohl als „Fischweiber“ apostrophiert würden. Die älteren unter ihnen hatten schwarze, selbst gehäkelte Schleier um den Kopf, um sich vor der prallen Sonne zu schützen. Es gab rege Kundschaft von anderen Frauen, die mit Kindern zu diesem improvisierten Verkaufsort gekommen waren. Männer waren in dem Markttreiben keine zu sehen.
Bei der Tankstelle „Repsol“ angekommen sah ich, wie ein dicker schwarzer Schlauch von der Zapfsäule zur „Maya“ gelegt war, einem roten Fischerboot, dessen Kapitän etwas missmutig in der Führerkabine hockte und einem Mechaniker zuschaute, welcher sich im Motorraum abmühte. Ich genierte mich nun ein bisschen, nur 20 Liter zu benötigen. Doch es war gar niemand da, der die „Maya“ betankt oder mir die Kleinmenge abgezapft hätte. Ich guckte durch die Glastür des kahlen Büros, das mit einem Stahlpult und einem Drehstuhl möbliert war. Neben dem Pult befand sich ein Riesenfauteuil, auf dem der Tankwart sich ausruhen konnte. Und darüber war ein Spiegel, in welchem ich mich selbst etwas blöde hereinschauen sah.
Ich wollte den Missmutigen der „Maya“ nicht behelligen und ging zur „Pierre-André“ hinüber, einem Trawler, an dessen Seitenwand zwei Männer blaue Farbe über eine weisse Grundierung anbrachten. Ich sagte „Diesel“ und machte mit der Hand behelfsmässig einen Tankstutzen nach. Einer der Männer antwortete in bestem Französisch: „Il est allé prendre un pot.“ Das muss man mir nicht zweimal sagen und so trabte ich Richtung Café, das jedoch geschlossen war. Was nun? Ich ging zurück und gerade als ich wieder bei der Tankstelle ankam, stoppte ein alter Ford Escort vor dem Fauteuil-Büro, wie man nur stoppt, wenn man dort arbeitet. Ein Mann mit einer „Repsol“- Mütze stieg aus und begann zu reden, aber nicht mit mir, und auch nicht am Handy, sondern laut und auf mehrere Meter Distanz zu dem übel gelaunten Kapitän der „Maya“. Dann füllte er, ohne ein Wort an mich zu richten, meinen Reservekanister und hielt bei genau 25 Euro inne. Ich gab ihm eine 20er und eine 5er Note und sagte „Obrigado.“
Auf dem Heimweg sah ich, dass die Marktfrauen sich inzwischen alle auf ein Mäuerchen gesetzt hatten und miteinander plauderten. Dabei fiel mir eine einzige junge Frau auf, sie hatte Sternenaugen und gefärbte rote Haarsträhnen. Und sie lachte im Reden und schaute mich kurz an. Ich überlegte im Weitergehen, wie es wäre, wenn ich diese Frau nun heiraten würde. Solche Schicksalswendungen liest man ja in Romanen. Für die junge Frau würde sich wohl nicht viel ändern und sie würde weiterhin am Nachmittag ihren Fisch verkaufen. Ich hingegen müsste morgens um 3 Uhr mit ihrem Vater oder Bruder zum Fischfang auslaufen. Und unser Trawler würde jene Wellen beim Herausfahren verursachen, die uns jetzt, in unserem behaglichen Bootsleben am andern Ende des Hafens, leicht schaukeln in unserer Koje. Am Ende würde ich am Nachmittag auch noch zum Netze-Flicken aufgeboten. Dann dachte ich auch noch, dass man in Zürich über mich reden und lachen, auf jeden Fall den Kopf schütteln würde.
Entlang des Trottoirs kam ich an mehreren Frauen vorbei, die lautstark frischen Fisch zum Kaufe anpriesen, den sie auf Zweiradkarren in Eis gelagert feil boten. In einem Hafenroman wären sie wohl als „Fischweiber“ apostrophiert würden. Die älteren unter ihnen hatten schwarze, selbst gehäkelte Schleier um den Kopf, um sich vor der prallen Sonne zu schützen. Es gab rege Kundschaft von anderen Frauen, die mit Kindern zu diesem improvisierten Verkaufsort gekommen waren. Männer waren in dem Markttreiben keine zu sehen.
Bei der Tankstelle „Repsol“ angekommen sah ich, wie ein dicker schwarzer Schlauch von der Zapfsäule zur „Maya“ gelegt war, einem roten Fischerboot, dessen Kapitän etwas missmutig in der Führerkabine hockte und einem Mechaniker zuschaute, welcher sich im Motorraum abmühte. Ich genierte mich nun ein bisschen, nur 20 Liter zu benötigen. Doch es war gar niemand da, der die „Maya“ betankt oder mir die Kleinmenge abgezapft hätte. Ich guckte durch die Glastür des kahlen Büros, das mit einem Stahlpult und einem Drehstuhl möbliert war. Neben dem Pult befand sich ein Riesenfauteuil, auf dem der Tankwart sich ausruhen konnte. Und darüber war ein Spiegel, in welchem ich mich selbst etwas blöde hereinschauen sah.
Ich wollte den Missmutigen der „Maya“ nicht behelligen und ging zur „Pierre-André“ hinüber, einem Trawler, an dessen Seitenwand zwei Männer blaue Farbe über eine weisse Grundierung anbrachten. Ich sagte „Diesel“ und machte mit der Hand behelfsmässig einen Tankstutzen nach. Einer der Männer antwortete in bestem Französisch: „Il est allé prendre un pot.“ Das muss man mir nicht zweimal sagen und so trabte ich Richtung Café, das jedoch geschlossen war. Was nun? Ich ging zurück und gerade als ich wieder bei der Tankstelle ankam, stoppte ein alter Ford Escort vor dem Fauteuil-Büro, wie man nur stoppt, wenn man dort arbeitet. Ein Mann mit einer „Repsol“- Mütze stieg aus und begann zu reden, aber nicht mit mir, und auch nicht am Handy, sondern laut und auf mehrere Meter Distanz zu dem übel gelaunten Kapitän der „Maya“. Dann füllte er, ohne ein Wort an mich zu richten, meinen Reservekanister und hielt bei genau 25 Euro inne. Ich gab ihm eine 20er und eine 5er Note und sagte „Obrigado.“
Auf dem Heimweg sah ich, dass die Marktfrauen sich inzwischen alle auf ein Mäuerchen gesetzt hatten und miteinander plauderten. Dabei fiel mir eine einzige junge Frau auf, sie hatte Sternenaugen und gefärbte rote Haarsträhnen. Und sie lachte im Reden und schaute mich kurz an. Ich überlegte im Weitergehen, wie es wäre, wenn ich diese Frau nun heiraten würde. Solche Schicksalswendungen liest man ja in Romanen. Für die junge Frau würde sich wohl nicht viel ändern und sie würde weiterhin am Nachmittag ihren Fisch verkaufen. Ich hingegen müsste morgens um 3 Uhr mit ihrem Vater oder Bruder zum Fischfang auslaufen. Und unser Trawler würde jene Wellen beim Herausfahren verursachen, die uns jetzt, in unserem behaglichen Bootsleben am andern Ende des Hafens, leicht schaukeln in unserer Koje. Am Ende würde ich am Nachmittag auch noch zum Netze-Flicken aufgeboten. Dann dachte ich auch noch, dass man in Zürich über mich reden und lachen, auf jeden Fall den Kopf schütteln würde.
Sonntag, 5. September 2010
Das Dschunken-Segel
Alistair war heute Vormittag im Hafen damit beschäftigt, sein Segel mit Süsswasser zu reinigen. Er versammelte sofort eine Menge Leute um seinen Steg herum. Warum? Sein Vorsegel ist von ganz besonderer Art: Es ist an einem vorderen, zweiten Mast angebracht und hat die Form eines Junk-Rigs, eines Dschunken-Segels; dieses wird wie ein Gaffel-Segel mit einem Baum gehisst und ist "durchgelattet", in Alistairs Fall sind es Alu-Rohre.
Vorteil ist, dass sich das Segel, wenn der Wind zunimmt, mit grösster Leichtigkeit reffen lässt, sagt Alistair, Nachteil, dass es nicht unbedingt ideal ist für Am-Wind-Kurse. Inzwischen ist Alistairs Frau hinzu gekommen. Sie sagt, für sie sei der grösste Vorteil des Junk rigs, dass sie das Segel – wenn sie allein auf Wache sei – mit einer Hand bedienen könne. Jetzt erst sehe ich, dass die Frau nur einen Arm hat, den linken Aermel ihrer blau-karrierten Bluse hat sie in ihren Jeans-Bund gestopft. Sie geht am Stock und sie meint dann, sie planten, im Winter an der Algarve zu bleiben, weil sie wegen ihrer Krankheit immer wieder nach England zurück fliegen müsse. Das Paar ist seit acht Jahren unterwegs mit dem sehr speziellen Segel. Ob das auch die Anzahl Jahre ist, da die Seglerin, allein auf Wache, das Segel so praktisch bedienen kann?
Vorteil ist, dass sich das Segel, wenn der Wind zunimmt, mit grösster Leichtigkeit reffen lässt, sagt Alistair, Nachteil, dass es nicht unbedingt ideal ist für Am-Wind-Kurse. Inzwischen ist Alistairs Frau hinzu gekommen. Sie sagt, für sie sei der grösste Vorteil des Junk rigs, dass sie das Segel – wenn sie allein auf Wache sei – mit einer Hand bedienen könne. Jetzt erst sehe ich, dass die Frau nur einen Arm hat, den linken Aermel ihrer blau-karrierten Bluse hat sie in ihren Jeans-Bund gestopft. Sie geht am Stock und sie meint dann, sie planten, im Winter an der Algarve zu bleiben, weil sie wegen ihrer Krankheit immer wieder nach England zurück fliegen müsse. Das Paar ist seit acht Jahren unterwegs mit dem sehr speziellen Segel. Ob das auch die Anzahl Jahre ist, da die Seglerin, allein auf Wache, das Segel so praktisch bedienen kann?
Das Ungeheuer
Gestern hatten wir es mit einem Seeungeheuer zu tun. Laut Karte sollte es sich sechs Meilen nördlich von Povoa de Varzim aufhalten. Natürlich handelte es sich in Wirklichkeit um ein Industrieprodukt, niemand glaubt mehr an Fabelwesen. Gebaut worden war das Ungeheuer von der Firma „Pelawis Wave Power“, finanziert hatte dieses erste Wellenkraftwerk vor der portugiesischen Küste ein britisches Unternehmen, Babcock & Brown, zusammen mit portugiesischen Investoren. Das Ding sollte als eine Art bewegliche Schlange umweltfreundliche Wellenenergie produzieren, die auch die „Windenergie des Meeres“ genannt wird.
Das Wesen würde sich, so las ich im „Reeds“, einem unserer Handbücher, knapp unter bzw. an der Wasseroberfläche befinden; weithin sichtbare Seezeichen seien verankert worden, um auf das Ungeheuer aufmerksam machen. Wir segelten kurz vor der eingezeichneten Stelle hinter einer Yacht her, die etwa gleich schnell war wie unser Boot. Irgendwann bemerkten wir, dass deren (und damit auch unser) Kurs infolge Strömung dazu führen würde, dass wir dem Ungeheuter zum Frass vorgeworfen würden. Wir änderten unseren Kurs und segelten auf der westlichen Seite sicher an den gelbschwarzen Seezeichen vorbei, den Wächtern der Seeschlange, welche selbst nirgendwo zu entdecken war. Auch das andere Boot hatte den Kurs geändert und war südöstlich gesegelt. Wo aber war das Ungeheuer, die mehrgliedrige etwas übergewichtige rote Schlange mit dem schmalen Kopf?
In Povoda de Varzim ging ich aufs Internet und schaute bei Wikipedia unter Wellenkraftwerk nach. Dort las ich zu meiner grossen Ueberraschung, dass das Ungeheuer sich gar nicht mehr an der gefürchteten Stelle im Meer befand, sondern selbst einem andern Ungeheuer zum Opfer gefallen war, das den Namen „Finanzkrise“ trägt. Kaum war das Wellenkraftwerk nämlich im Juli 2008 eingeweiht worden, musste es zurück in den Hafen von Leixeos (Bild) geschleppt werden. Die entstandenen Probleme mit Auftriebskörpern konnten rasch gelöst werden, doch im September, als ein neuer Versuch gewagt werden sollte, geriet die Finanzierung ins Stocken: „Babcock & Brown“ befand sich mittlerweile in der Kreditklemme und bekam, wie viele andere Unternehmen auch in jenem crashenden Herbst, kein Geld mehr, Geld, das nötig gewesen wäre, um das Ungeheuer wieder in den Atlantik hinaus zu bugsieren. Dann versiegten die gesamten Geldströme für das Projekt, Assets wurden verkauft und die portugiesischen Joint-venture-Partner stiegen aus.
Heute, drei Jahre nach der Finanzkrise, ist das Wellenkraftwerk von Leixeos nur noch ein stummer Zeuge dafür, dass nicht einmal Seeungeheuer mehr sicher sind vor den modernen Herrschern der Welt und ihren Investmentbanken.
Das Wesen würde sich, so las ich im „Reeds“, einem unserer Handbücher, knapp unter bzw. an der Wasseroberfläche befinden; weithin sichtbare Seezeichen seien verankert worden, um auf das Ungeheuer aufmerksam machen. Wir segelten kurz vor der eingezeichneten Stelle hinter einer Yacht her, die etwa gleich schnell war wie unser Boot. Irgendwann bemerkten wir, dass deren (und damit auch unser) Kurs infolge Strömung dazu führen würde, dass wir dem Ungeheuter zum Frass vorgeworfen würden. Wir änderten unseren Kurs und segelten auf der westlichen Seite sicher an den gelbschwarzen Seezeichen vorbei, den Wächtern der Seeschlange, welche selbst nirgendwo zu entdecken war. Auch das andere Boot hatte den Kurs geändert und war südöstlich gesegelt. Wo aber war das Ungeheuer, die mehrgliedrige etwas übergewichtige rote Schlange mit dem schmalen Kopf?
In Povoda de Varzim ging ich aufs Internet und schaute bei Wikipedia unter Wellenkraftwerk nach. Dort las ich zu meiner grossen Ueberraschung, dass das Ungeheuer sich gar nicht mehr an der gefürchteten Stelle im Meer befand, sondern selbst einem andern Ungeheuer zum Opfer gefallen war, das den Namen „Finanzkrise“ trägt. Kaum war das Wellenkraftwerk nämlich im Juli 2008 eingeweiht worden, musste es zurück in den Hafen von Leixeos (Bild) geschleppt werden. Die entstandenen Probleme mit Auftriebskörpern konnten rasch gelöst werden, doch im September, als ein neuer Versuch gewagt werden sollte, geriet die Finanzierung ins Stocken: „Babcock & Brown“ befand sich mittlerweile in der Kreditklemme und bekam, wie viele andere Unternehmen auch in jenem crashenden Herbst, kein Geld mehr, Geld, das nötig gewesen wäre, um das Ungeheuer wieder in den Atlantik hinaus zu bugsieren. Dann versiegten die gesamten Geldströme für das Projekt, Assets wurden verkauft und die portugiesischen Joint-venture-Partner stiegen aus.
Heute, drei Jahre nach der Finanzkrise, ist das Wellenkraftwerk von Leixeos nur noch ein stummer Zeuge dafür, dass nicht einmal Seeungeheuer mehr sicher sind vor den modernen Herrschern der Welt und ihren Investmentbanken.
Donnerstag, 2. September 2010
Die Hochzeitsgesellschaft (Teil II)
Wir hatten kürzlich über eine Telenovela im spanischen Fernsehen berichtet, einer Hochzeitsgesellschaft. Es schien, als ob die Schwester der Braut kurz nach der Hochzeit mit dem frisch angetrauten Ehemann anbandeln wolle.
Aus meinem verehrten Blog-Publikum bin ich mehrfach angefragt worden, ob sich der Plot tatsächlich so entwickelt habe. Seit gestern abend weiss ich die Antwort. Sie lautet: Ja - doch ist alles noch viel dramatischer.
In der Episode von gestern nach 17 Uhr (wir haben hier in Portugal eine Zeitverschiebung und deshalb die Visionierung in einem ersten Anlauf verpasst)...in der Episode also von gestern sahen wir den ehemaligen Bräutigam in jenem Doppelbett, das wir mit den seidenen Kissen bereits kennen, das Bett nämlich im offenen Schlafgemach der Schwester der Braut. Er trägt ein grässliches schwarz-gelb gestreiftes Pyiama, wirkt noch leicht verschlafen, ist aber bereits darin vertieft, ein SMS zu tippen. Die Kamera schwenkt dann vom Mann ins Untergeschoss, wo die Schwester – oder besser gesagt: die Nebenbuhlerin - in einem weissen Bademantel in ihrer super teuren Küche hantiert. Aha, sie macht das Frühstück, denkt man. Und schon ist eine neue Einstellung da: Der Mann ist bereits in Anzug und Krawatte, hat eine Ledermappe unter dem Arm und gibt nun der Frau zum Abschied eine Art Nasenstüber, den ich mir – wäre ich sie – nicht bieten lassen würde.
Aber item: Dass er in leitender Stellung tätig ist, haben wir richtig geraten in unserem ersten Bericht. Denn nun sehen wir ihn an der Arbeit, genauer gesagt mit weissem Helm auf einer Bauselle, einem eben fertig betonierten x-ten Geschoss eines Büroturms. Er hat ein Plandokument in der Hand und diskutiert mit einem Polier (würde ich mal raten), einem Mann jedenfalls in einem gelben, in der Farb-Hierarchie also klar niedrigeren Helm.
Nun wechselt die Einstellung und wir sehen die verlassene Braut, wie sie mit der Mutter telefoniert. „Tu es nicht, Dolores“, sagt die Mutter, wenn ich richtig verstanden habe. Als die Kamera in die Totale geht, sehen wir nicht nur, dass die Verlassene in ihrem grossen Garten vor einer üppigen Blumenrabatte telefoniert hat, sondern auch dass sie hochschwanger ist. Um Fragen aus dem Blog-Publikum zuvor zu kommen: Für mich blieb völlig offen, was Dolores nicht tun soll. Für eine Abtreibung ist es jedenfalls zu spät. Geht es um Scheidung? Oder will sie das Kind weggeben - Stichwort Babyklappe?
Die letzte Einstellung bringt uns wieder zurück auf die Hochhaus-Plattform. Dort ist aus der Diskussion von vorhin ein handfester Streit geworden. Unser Weisshelm gestikuliert aufgeregt mit dem Plandokument, in der Hitze des Gefechts fällt es ihm aus der Hand. Und wie er danach greifen will, schiebt ein Wind es am Boden ein bisschen hinter ihn. Er tut einen Schritt rückwärts, sich zur Seite bückend, um es aufzuheben, und touchiert dabei die offenbar nicht richtig montierte Holzbrüstung am Rand des Geschosses. Jetzt zeigt die Kamera entsetzte, weit aufgerissene Augen des Poliers. In der nächsten Einstellung blicken wir bzw. die Kamera, senkrecht nach unten, wo Menschen zusammen laufen und ein unregelmässiges Oval bilden. Man sieht nichts genaues in der Mitte des Ovals, weiss aber trotzdem, was passiert ist.
Aus meinem verehrten Blog-Publikum bin ich mehrfach angefragt worden, ob sich der Plot tatsächlich so entwickelt habe. Seit gestern abend weiss ich die Antwort. Sie lautet: Ja - doch ist alles noch viel dramatischer.
In der Episode von gestern nach 17 Uhr (wir haben hier in Portugal eine Zeitverschiebung und deshalb die Visionierung in einem ersten Anlauf verpasst)...in der Episode also von gestern sahen wir den ehemaligen Bräutigam in jenem Doppelbett, das wir mit den seidenen Kissen bereits kennen, das Bett nämlich im offenen Schlafgemach der Schwester der Braut. Er trägt ein grässliches schwarz-gelb gestreiftes Pyiama, wirkt noch leicht verschlafen, ist aber bereits darin vertieft, ein SMS zu tippen. Die Kamera schwenkt dann vom Mann ins Untergeschoss, wo die Schwester – oder besser gesagt: die Nebenbuhlerin - in einem weissen Bademantel in ihrer super teuren Küche hantiert. Aha, sie macht das Frühstück, denkt man. Und schon ist eine neue Einstellung da: Der Mann ist bereits in Anzug und Krawatte, hat eine Ledermappe unter dem Arm und gibt nun der Frau zum Abschied eine Art Nasenstüber, den ich mir – wäre ich sie – nicht bieten lassen würde.
Aber item: Dass er in leitender Stellung tätig ist, haben wir richtig geraten in unserem ersten Bericht. Denn nun sehen wir ihn an der Arbeit, genauer gesagt mit weissem Helm auf einer Bauselle, einem eben fertig betonierten x-ten Geschoss eines Büroturms. Er hat ein Plandokument in der Hand und diskutiert mit einem Polier (würde ich mal raten), einem Mann jedenfalls in einem gelben, in der Farb-Hierarchie also klar niedrigeren Helm.
Nun wechselt die Einstellung und wir sehen die verlassene Braut, wie sie mit der Mutter telefoniert. „Tu es nicht, Dolores“, sagt die Mutter, wenn ich richtig verstanden habe. Als die Kamera in die Totale geht, sehen wir nicht nur, dass die Verlassene in ihrem grossen Garten vor einer üppigen Blumenrabatte telefoniert hat, sondern auch dass sie hochschwanger ist. Um Fragen aus dem Blog-Publikum zuvor zu kommen: Für mich blieb völlig offen, was Dolores nicht tun soll. Für eine Abtreibung ist es jedenfalls zu spät. Geht es um Scheidung? Oder will sie das Kind weggeben - Stichwort Babyklappe?
Die letzte Einstellung bringt uns wieder zurück auf die Hochhaus-Plattform. Dort ist aus der Diskussion von vorhin ein handfester Streit geworden. Unser Weisshelm gestikuliert aufgeregt mit dem Plandokument, in der Hitze des Gefechts fällt es ihm aus der Hand. Und wie er danach greifen will, schiebt ein Wind es am Boden ein bisschen hinter ihn. Er tut einen Schritt rückwärts, sich zur Seite bückend, um es aufzuheben, und touchiert dabei die offenbar nicht richtig montierte Holzbrüstung am Rand des Geschosses. Jetzt zeigt die Kamera entsetzte, weit aufgerissene Augen des Poliers. In der nächsten Einstellung blicken wir bzw. die Kamera, senkrecht nach unten, wo Menschen zusammen laufen und ein unregelmässiges Oval bilden. Man sieht nichts genaues in der Mitte des Ovals, weiss aber trotzdem, was passiert ist.
Mittwoch, 1. September 2010
Klo-Geschichten
An einem gewöhnlichen Morgen gibt es keine schlechtere Nachricht als der Ruf aus dem stillen Ort: „Das Klo ist kaputt.“ Denn die Arbeit des Reparierens kann unschön ablaufen, gelinde gesagt. Wenn etwa wegen eines verstopften Rohrs noch Druck in der Leitung ist, passiert es, dass einem gleich zu Beginn der Pannenbehebung erst einmal der Rohrinhalt um die Ohren fliegt, wie ich aus Erzählungen unglücklicher Bootseigner weiss.
Ich näherte mich dem Klo deshalb mit dem allergrösstem Respekt, getrieben auch von der Furcht, das Ding am Ende noch ganz zu ruinieren, statt es zu reparieren. Und dann gute Nacht! Agnes hatte derweil schon mal ein Service Kit gefunden, von welchem ich keine Ahnung mehr hatte. Es enthielt das „Seal housing assembly 29044-2000“ für WCs der Marke Japsco, weltweit der Goldstandard der Bord-Toiletten.
Ein im Kit enthaltenes Manual riet zu folgendem Vorgehen:
1.Unscrew the seal housing assembly, using a 18mm spanner and remove the entire piston rod assembly from the toilet.
2. Wrap some tape around the piston rod. Grip the piston rod through tape, unscrew the handle and remove bumper washer.
3.Slide the old seal assembly off the piston rod. Wrap one turn of tape around the thread at the top of the piston rod to protect the new seal and slide the new seal assembly onto the piston rod.
Hier eine Zwischenbemerkung: Das ist ein wirklich guter Ratschlag, das Gewinde zu ummanteln mit Tape, sonst ist man nach der Reparatur wieder gleich weit wie vorher, weil man die neue Dichtung schon beim Einsetzen am Gewinde kaputt gescheuert hat.
4.Slide the whole assembly back into the pump cylinder.
Und so geschah es: Nach einer Stunde Werweissen über die Einzelteile des 29044-2000er Kits und zehn Minuten Zusammensetzen bzw. Auswechseln des Seal assembly atmete ich auf. Alles wieder fertig montiert.
Nun blieb noch ein letzter Punkt, der Test der Anlage. Frage: Wie probiert man eine eben reparierte Toilette aus, ohne im Fall einer missgelungenen Reparatur erneut mit unschönen Vorkomnissen rechnen zu müssen. Für dieses Problem gibt eine einfache Lösung: Man kauft eine Dose Katzenfutter, das Fleisch hat die gleiche Konsistenz wie der mutmassliche Rohrinhalt, ist aber angenehmer im Handling. Gesagt getan. Und grosses Aufatmen: Spülung gut – Pumpe dicht.
Ah ja noch etwas: Den Rest des Katzenfutters bekommt jetzt der Hund unserer Holländer von nebenan.
Ich näherte mich dem Klo deshalb mit dem allergrösstem Respekt, getrieben auch von der Furcht, das Ding am Ende noch ganz zu ruinieren, statt es zu reparieren. Und dann gute Nacht! Agnes hatte derweil schon mal ein Service Kit gefunden, von welchem ich keine Ahnung mehr hatte. Es enthielt das „Seal housing assembly 29044-2000“ für WCs der Marke Japsco, weltweit der Goldstandard der Bord-Toiletten.
Ein im Kit enthaltenes Manual riet zu folgendem Vorgehen:
1.Unscrew the seal housing assembly, using a 18mm spanner and remove the entire piston rod assembly from the toilet.
2. Wrap some tape around the piston rod. Grip the piston rod through tape, unscrew the handle and remove bumper washer.
3.Slide the old seal assembly off the piston rod. Wrap one turn of tape around the thread at the top of the piston rod to protect the new seal and slide the new seal assembly onto the piston rod.
Hier eine Zwischenbemerkung: Das ist ein wirklich guter Ratschlag, das Gewinde zu ummanteln mit Tape, sonst ist man nach der Reparatur wieder gleich weit wie vorher, weil man die neue Dichtung schon beim Einsetzen am Gewinde kaputt gescheuert hat.
4.Slide the whole assembly back into the pump cylinder.
Und so geschah es: Nach einer Stunde Werweissen über die Einzelteile des 29044-2000er Kits und zehn Minuten Zusammensetzen bzw. Auswechseln des Seal assembly atmete ich auf. Alles wieder fertig montiert.
Nun blieb noch ein letzter Punkt, der Test der Anlage. Frage: Wie probiert man eine eben reparierte Toilette aus, ohne im Fall einer missgelungenen Reparatur erneut mit unschönen Vorkomnissen rechnen zu müssen. Für dieses Problem gibt eine einfache Lösung: Man kauft eine Dose Katzenfutter, das Fleisch hat die gleiche Konsistenz wie der mutmassliche Rohrinhalt, ist aber angenehmer im Handling. Gesagt getan. Und grosses Aufatmen: Spülung gut – Pumpe dicht.
Ah ja noch etwas: Den Rest des Katzenfutters bekommt jetzt der Hund unserer Holländer von nebenan.
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