Ein Trolleybus, wie aus dem Kinderbuch. Keine Ahnung, wo er hinfahren würde. Wir steigen bei der vorderen Tür ein und dann drei Stufen hoch, lösen ein Bilett und warten, bis der Chauffeur eine Art Fahrhebel betätigen und das Gefährt in Gang setzen würde. Der Bus ist nicht nur hoch, sondern auch schmal und so wankt er auf dem unebenen Kopfsteinpflaster bedenklich. Und in den engen Kurven betätigt der Fahrer mit grosser Kraft ein Steuerrad, das noch aus der Vor-Servo-Zeit stammt. Er bremst oft, der kundige Chauffeur, wenn ihm das Gefälle zu steil wird oder der Gegenverkehr zu bedrohlich. Bei Steigungen wiederum wird die Leistung des Elektromotors auf eine harte Probe bestellt, die der Bus jedoch souverän besteht.
Die Fahrt führt hinauf und hinunter, einmal landen wir in einem Villenquartier, dann lenkt die Oberleitung, die den Bus auf Kurs hält, das Gefährt an einem Stadion vorbei, rechterhand hohe Wohnhäuser, aus denen allerdings keine Menschenmassen strömen zu den Haltestellen. Unser Trolleybus nimmt nur selten neue Passagiere auf, meist sind wir die einzigen im Bus, sodass mich die Fahrt immer mehr an Trolleybusträume aus der Kindheit erinnert, wenn ich im Bus Nr 104, dem letzten der alten Serie der Verkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG), nächtens unterwegs war. Irgendwann wurde ich dann älter und wollte nicht mehr Trolleybuschauffeur werden.
Unsere Fahrt endet am Platz der Republik in Coimbra und dort geschieht, was typisch ist für Trolleybusse: Der Stromabnehmer kommt von seiner Oberleitung ab und der Bus bleibt stehen. Typisch warum? Der Stromabnehmer ist der heikelste Teil des Systems, denn dieses ist einerseits vom Verlauf der Fahrleitung abhängig und hat anderseits ein eigenes Andruckgewicht, welches mit Federn an den beiden „Ruten“, wie die Chauffeure in St. Gallen sie nannten, geregelt wird.
Und da nun ist etwas schief gegangen mit unserem Trolleybus am Platz der Republik und deshalb gibt es das Bild mit den abgehängten Stromabnehmern, die der Chauffeur gerade wieder an die Stromleitung ansetzt.
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