Wenn das Lichtsignal endlich auf Grün wechselt, ist es den meisten von uns herzlich egal, wer das System erfunden hat. Ehrlich gesagt auch dann, wenn die Ampel auf Rot steht. Man denkt sich nichts dabei - bis am Samstag, 16. Juli, kurz vor 11 Uhr morgens, als wir vor dem Lichtsignal im kleinen lokalen Museum in Syracuse im Bundesstaat New York stehen. Und auf einer Tafel lesen, dass hier, in dieser Stadt, die Erfindung gemacht worden ist, die Rot und Grün zum Inbegriff von Stillstand und Bewegung werden liess.
1924 also sei die Ampel erfunden worden, steht da. Im Original lautet der Text: „Crouse and Hinds' best known invention is the traffic light, first installed in Syracuse at the corner of James and State Streets in 1924.” Ein bisschen spät, denke ich und schaue zu Hause auf Wikipedia nach. In der Tat eine museale Falschangabe: Erste Versuche mit Lichtsignalen gehen bereits zurück aufs Jahr 1868 in England. Und das erste traffic light in Amerika soll 1912 in Salt Lake City installiert worden sein, die Erfindung eines Polizisten übrigens, falls man den Angaben glauben darf. Interessanterweise nimmt nicht einmal die im Museumstext erwähnte Firma „Crouse and Hinds“ für sich in Anspruch, die Erfindung gemacht zu haben, wie eine weitere kleine Recherche ergibt. Das Unternehmen fabriziert noch immer Verkehrsanlagen, heute unter dem Namen „Cooper Industries“. Nach dieser Computerarbeit bin ich etwas belämmert, weil ich bisher felsenfest an die Wahrheit von Tafeln geglaubt habe, die in Museen dem Publikum präsentiert werden. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet in der Frage der Erfindung des Lichtsignals die Wahrheitsampel abrupt auf Rot schalten und eine Falschmeldung enthüllen würde.
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