Auf dem Weg nach Solomons sprachen wir im Auto über den schlimmsten ersten August. Das war 1974, als ich eine Migräne erlitt und jämmerlich darnieder lag, weder für Feuerwerk noch für sonst etwas zu gebrauchen. Seither hatte sich in unserem kleinen Leben am Nationalfeiertag nichts Bemerkenswertes mehr ereignet. Beim Bootssteg angekommen, öffneten wir gut gelaunt alle Luken, um etwas Luft herein zu lassen in der Hitze- Da ertönte ein Schrei oder war’s mehr ein irrer Seufzer meiner Frau: „Kakerlaken“. Ueber Kakerlaken sprechen Böötler nicht gerne; es handelt sich um eine unanständige Krankheit, die viele zwar aus eigener Erfahrung kennen, aber lieber verschweigen. Wir hatten bisher Glück gehabt, hatten immer aufgepasst mit den Kartons etc; denn die Legende geht, dass schon ca. ab Madeira die Invasion der Viecher droht, die sich lange vor uns auf der Erde eingerichtet haben und deshalb über zähe Ueberlebsgene verfügen.
Agnes machte sich ohne weitere Worte auf den Weg, um ein Mittel zu holen. Sie kam zurück mit zwei Gasbomben. „Das einzige, was hilft“, sagte sie resolut. Wir machten alle Luken wieder dicht, öffneten die Gasbomben, schlossen das Boot mit dem Gas im innern ab und gingen zu Roy Rodgers, um einen Cesars Salad zu essen. Es ist erstaunlich, wie gelassen man zu Mittag essen kann, während andere von Atemnot und Krämpfen gezeichnet, einem quälenden Tod entgegen gehen.
Später fuhren wir zurück, um das Ergebnis unserer Vernichtungsaktion zu besichtigen. Im innern des Bootes war die Luft von den beiden Gasbomben so dick, als hätte jemand ein paar Zigaretten geraucht. Ich hielt die Luft an, ging hinein und öffnete erneut alle Luken. Dabei musste ich plötzlich und dringend einen Atemzug nehmen, doch es ging gut und ich erlitt keine Atemnot. Wir besichtigten nach angemessener Lüftungsfrist die herum liegenden paar toten Kakerlaaken, andere waren noch läbig, waren aber verdächtig langsam unterwegs und wurden nun sozusagen von Hand ermordet. Dann wurde geputzt und ein weiteres Gift namens „Raid Max“ gespritzt.
Als wir fertig waren, kam Earl, unser Nachbar, um sein Boot richtig festzumachen. Earl war am Sonntag bei Ebbe kurz vor dem rettenden Steg auf Grund gelaufen. „Besser als Kakerlaken“, sagte ich zu ihm. Earl, der alles kann und alles weiss, sagte ganz ungeniert, er würde in seinem Haus bei Kakerlakenbefall immer drei Gasaktionen durchführen, jeweils im Abstand von vier Tagen. Dies allein garantiere, dass die frisch geschlüpften Cockroaches getötet würden und dann nach jeweils vier Tagen die nächste Eier-Generation. Erst danach könne man sicher sein, dass keine Eier mehr vorhanden seien.
Die nächste Bombardierung findet nun also am Freitag statt. Bis dann haben die Kakerlaken eine Gnadenfrist. Wahrscheinlich lachen sie über uns und nehmen uns überhaupt nicht ernst, weil ihre Gattung zähe ist und uns wahrscheinlich überleben wird, nicht als Individuen, aber als Gattung. Für uns aber war es der schlimmste 1. August und die Migräne von 1974 rückt nun klar auf Platz 2.
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