Für unsere
Reise von Alicante nach Ibiza suchten wir in den Wetterdaten nach einem
passenden Tag, der uns für 24 Stunden guten Wind anbieten würde. Doch wie
bereits zuvor, mussten wir erneut einen Kompromiss eingehen: Zuerst motoren, um
dann hoffentlich Wind zu bekommen.
So geschah
es: Die ersten paar Stunden unseres 100-Meilen-Trips übernahm Herr Perkins,
dann gab’s den versprochenen Wind, der dann irgendwann am Abend für einige Zeit
wieder einschlief, bevor dann nachts erneut etwas Wind aufkam.
Uns wird nun
langsam klar, warum wir im Mittelmeer so wenig Windsteuerungen an Booten sehen.
Wir sind in den Häfen meistens die einzigen mit einer solchen Anlage, die einem
auf langen, aber auch auf kurzen Trips das Steuern abnimmt, ohne Strom zu
brauchen. Dafür haben lokale Bootseigner hier auf ihren Yachten in grosse
Biminis (gegen die Sonnenbestrahlung) investiert, montieren hochziehbare Stege
am Bug, um gut ans Land überzusteigen in den Marinas, und schleppen Dinghis
nach, mit denen sie von den Ankerplätzen schnell und komfortabel ans Land
gelangen können.
Überraschenderweise
gerieten wir ein paar Stunden vor Ibiza in eine Strömung, die uns mit gut einem
Knoten dem Ziel so schnell näherschob, dass sich die geschätzte Ankunftszeit
von der Tageshelle am Morgen immer mehr in die Nacht hineinverschob. Weil wir
nicht mitten in der Nacht an einem Ankunftsort
mit einem Ankermanöver andere aus dem Schlafe schrecken wollten, verlangsamten
wir unsere Fahrt. Da wir nun wieder Wind hatten, zog ich das zweite Reff ein,
die Genua kam ganz weg. Und nun war ich zum erstenmal in meinem Seglerleben
glücklich, dass wir nur zwei Knoten Fahrt machten durchs Wasser. Das ETA, die geschätzte Ankunftszeit, verbesserte sich von 03:29 h auf halb acht
Uhr.
Nach vier
Uhr ging kurz vor San Antonio ein grell oranger
Schnitz am Himmel über den Küstenfelsen von Ibiza auf, ein abnehmender halber
Mond, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Bald wurde es langsam hell. Und als
wir das letzte Leuchtfeuer passierten, erlebte ich auf meiner Wache einen wunderbaren
hellen und wärmenden Sonnenaufgang, für den ich gerne noch Eintritt bezahlt
hätte. Um halb acht Uhr liessen wir den Anker fallen in der Bucht von San
Antonio, wo es bereits gut zwei Dutzend weitere
Als wir
später mit dem Dinghi an Land fahren und auf der Strandpromenade entlang
spazieren, merken wir, dass wir auf jener Partyinsel gelandet sind, wie sie auf
den Webseiten beschrieben wird. Wir haben hier zusammen mit Tausenden von
Bikini- und Biertouristen aus ganz Europa die Wahl, abends ins „Eden“ zu gehen oder lieber doch
ins „Ants“. Bereits tagsüber vergnügt sich die Partygeneration in Club-Bars mit
Djs und Swimming pools. Auch auf unserem Boot werden wir mit Musik beschallt,
doch wir haben Glück: Musik aus den Seventies wird in unserer Nähe am Land
aufgelegt, etwas weiter östlich in der Bucht wäre es Techno, nicht unser Stil.
Ueberhaupt:
Wir gehören hier nicht so richtig dazu, weil wir allein zu zweit unterwegs sind
und nicht in Gruppen. Vor den Bars spricht uns niemand an und will uns als
Gäste gewinnen. Wir fallen auch insofern
aus dem Rahmen als wir keine Tattoos zum Vorzeigen haben und keine Body
paintings. Statt mit blossem Oberkörper und Bierdose in der Hand sind wir im
T-Shirt und mit Lidl-Tüten unterwegs – oder mit dem Benzinkanister, weil wir
ein paar Liter 95er Benzin für unseren Generator holen müssen.
Irgendwann
überlegen wir uns dann, was unser nächstes Ziel sein könnte, je nach Wind
könnten wir erst nördlich gehen, oder dann westlich Richtung Formentera. Im
ärgsten Fall ist halt dann wieder motoren angesagt.
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