Dienstag, 5. Februar 2013

Pyros


Wer als Fussballfan MIT Pyros erwischt wird, gerät in Schwierigkeiten. Wer als Segler KEINE Pyros bei sich hat, ebenfalls. Beide wissen, dass das Abbrennen der Fackeln gelernt sein muss. Neuerdings will den Fussballfans (nicht den Seglern) die Stadt Zürich gar ein kontrolliertes Umfeld für gekonntes Abbrennen bieten.
Gut so. In Lagos machen wir das genau gleich. Dort traf sich diese Woche an einem sonnigen Vormittag nämlich unsere internationale Seglergemeinde am Strand. Die Teilnehmer der Uebung brachten alle ein paar Pyros mit, deren Datum längst abgelaufen war; die guten behalten wir selbstverständlich an Bord für den Notfall, will heissen: für den Fall einer Kontrolle durch die Küstenwache

Ein älterer Brite kam mit Fackeln, die bereits seit 1992 nicht mehr ganz frisch sind. Er sagte, es falle ihm schwer, sich von ihnen zu trennen, weil er so viele Meilen mit ihnen zusammen zurückgelegt habe.
Wir von der Miranda II  hatten Fackeln von 2007 in einem kleinen gelben Koffer mitgebracht; die Jahrzahl bedeutet, dass die Dinger auch gut 8000 Meilen hinter sich gebracht haben seit ihrer besten Zeit. Wir hatten zwar immer wieder neue gekauft, aber die alten dennoch behalten, weil ein paar besonders schöne Exemplare darunter waren: Rauchpetarden zum Beispiel, die ich mit ihrem aufsehenerregenden dichten und sehr orangen Supernebel noch nie auf einem Spielfeld gesehen habe. Auch die Fallschirmfackeln hatten wir für den Notfall trotz abgelaufenem Datum behalten, weil man davon – finde ich - nie genug haben kann. Denn sie steigen hoch in den Himmel und leuchten lange und ausgiebig, um in der Not (vielleicht) von einem Frachterkapitän gesehen zu werden.

Die Übung selbst, das kontrollierte Abbrennen, verlief unter kundiger Leitung unspektakulär. Man öffnet jeweils auf der Unterseite der Fackel den Plastikdeckel. Dann passiert zur allgemeinen Ueberraschung noch gar nichts. Denn nun muss man erst an einem Draht ziehen, der wie eine Feder unten an der Fackel heraus guckt. Und dann: Wwwuuuuschsch, brennt das Ding hell und klar - oder schiesst gen Himmel.

Das wichtigste ist, die Fackel richtig in der Hand zu halten, nämlich vertikal (also nicht so wie auf dem Bild oben!), sodass  man nicht verletzt wird für den Fall, dass der Schuss buchstäblich hinten heraus geht. Alles schon vorgekommen, wie erfahrene Uebungsteilnehmer mit wichtiger Miene berichteten. Echte Pyros-Profis zeichneten sich an dem Vormittag  dadurch aus, dass sie die Fackeln nicht mit der blossen Hand hielten, sondern mit einem Handschuh für den Fall einer unerwarteten Hitzeentwicklung.

Ich hatte keinen solchen Handschuh bei mir, dafür die richtige Mütze: Die schöne schwarze Limited Edition mit der Jahrzahl 1879 des FC St. Gallen.