Donnerstag, 28. April 2011

Guess where we are!

Nach 5 Tagen im Intracoastal Waterway und einer Nacht segeln in der Chesapeake Bay, von Norfolk nach Solomons, sind wir in "unserem" Creek angekommen, wo wir die besten Zeiten der neunziger Jahre verbrachten und wo uns unsere Freunde bereits erwarteten, sodass mein Anruf am Morgen "Guess where we are!" zu meiner eigenen Ueberraschung total ins Leere fiel. Die Antwort war: "Wir haben Euch längst gesehen: At Norms dock."

Und hier in dem kleinen Paradies, genannt Lusby Landing, wollen wir nun eine Weile bleiben. Wie lange, wissen wir nicht. Müssen wir auch nicht wissen. Es gibt viel Arbeit am Boot: Ein Team von Innenarchitekten beschäftigt sich mit der Frage, wie die Einzelzelle, genant Gästekabine, in eine moderne Erlebniswelt umgestaltet werden kann. Dann haben wir einen Stardisgner engagiert, der aus dem Salon das Beste herausholen soll. Es geht um eine Lösung zwischen einem dunklen Raum, der an ein verrauchtes Pub erinnert und etwas, was wir auch nicht wollen, nämlich ein Bootsinneres wie aus der Kinderzimmerabteilung von IKEA, wie es viele moderne Schiffe heute haben. Etwas anderes muss es sein, aber über das Wie und was soll sich der Stardesigner bzw. mindestens sein Gehilfe, den Kopf zerbrechen.

Dann muss ein neues Rig her, das sind die Stahlseile, die den Mast senkrecht halten und die nach weit über 10 000 Meilen und sieben Jahren ersetzt werden sollten. Schliesslich Tausende von Details und Kleinigkeiten, ein Adapter, um den VHF dauernd auf Volladung zu haben, weil Batterien immer dann am Ende sind, wenn man dringend funken möchte. Wintschen sind zu servicen; den Herd wollen wir ersetzen. Dann kommt das Boot unter die Fittiche von Dieselmechanikern und Hydraulikspezialisten. Undundund.

Das alles bedeutet, liebe Blogleserinnen und -leser, dass das Ende der Einträge wieder einmal nah ist. Kann sein, dass die eine oder andere Notiz in den nächsten Wochen geschrieben wird. Aber dafür lohnt es sich nicht, täglich nachzusehen im Blog, wiewohl Google-Analytics dies mit guten Zahlen honoriert.

Im Verlaufe des Sommers wollen wir dann wieder segeln mit unserem frisch umgebauten, restaurierten, revidierten und auf Vordermann gebrachten Schiff. Und dann gibt's sicher wieder was zu erzählen.

Samstag, 23. April 2011

Im Intracoastal Waterway

Wir sind seit zwei Tagen auf dem Intracoastal Waterway unterwegs, der Maine mit Florida als Wasserstrasse verbindet und auf der man unbehelligt von Golfstrom, Hurrikanen oder auch nur gewöhnlichen Stürmen geruhsam mit dem Boot reisen kann. Es ist noch früh in der Saison, doch schon jetzt bilden sich tagsüber kleine Kolonnen von Booten, die alle mit fast gleicher Geschwindigkeit nordwärts tuckern.

Wir haben das Gewässer unterschätzt. Denn die Strecke führt nur zum Teil in Kanälen, immer wieder kommt man auf offene Gewässer, den Neuse River zum Beispiel, der nur "River" heisst, aber eigentlich ein geschlossenes Meer bildet. Und dieses hat es in sich: Gestern frischte der nördliche Wind am Nachmittag plötzlich auf und sofort bildeten sich in dem flachen Gewässer (Tiefe meist ca 5 Meter) steile, kurze Wellen, in denen sich unser Boot feststampfte. Wir nahmen Zuflucht im Ort Oriental, der unseren Aufenthalt mit einer tollen Bar, der "Tiki-Bar" honorierte, wo wir lange hängen blieben.

Heute gings bei südllichen Winden weiter, eine angenehme Reise, die allerdings - die Lehren von gestern - genau geplant sein will. Wir hatten uns rechtzeitig Belhaven als Etappenort ausgesucht plus uns noch überlegt, wo man Halt machen könnte, wenn das Wetter wieder schlecht würde.

Die morgige Etappe dann hat auf fast 50 Meilen keine Ankerplätze und keine Marinas, 22 Meilen sind in einem Kanal, an dessen Ufern man laut Guide nirgendwo anlegen kann. Deshalb legen wir früh am Morgen ab - und entsprechend wird die Zeit an der Bar heute abend gekürzt.

Blitzschutz II

Auf den Blitzschutz-Blog hin hat sich Thomas gemeldet, der auf seiner "Novarra" ein Bäseli intalliert hatte. Er durfte beziehungsweise musste erleben, dass der Blitz keinen der beiden Carbonmasten angriff, aber sich den Windgenerator pickte "ein magischer Anziehungspunkt für Blitze, denn es passierte 2x", schreibt Thomas.

Der Witz des Blitzschutzes wäre natürlich, meine ich, dass er das ganze Boot schützt, nicht nur den Mast (oder die Masten). Oder sehe ich das falsch und man müsste gleich mehrere dieser Flaschenputzer montieren, einen davon auf dem Windgenerator?

Irgendwie Mist alles - und ich unterstütze deshalb die Theorie von Chris: "It's cheaper to go to church." Jetzt wo noch Ostern ist sowieso.

Donnerstag, 21. April 2011

Blitzschutz

Man sieht sie nur in Amerika: Boote mit einer Art Flaschenputzer auf dem Mast. Es handelt sich um einen Blitzschutz, erhältlich für 200 Dollar. Die Wirkung ist umstritten und Chris, mein amerikanischer Vertrauensmann in Sachen Gadgets, sagte mir, als ich das Bäseli für unser erstes Boot gekauft hatte, er finde es günstiger, to go to church.

Die Firma, die das Maststück vertreibt, ersetzt jedem Bootseigner den Schaden, wenn seine Yacht trotz Flaschenputzer vom Blitz getroffen wird. Das Unternehmen hat bisher nie zahlen müssen. Frage deshalb: Fürchtet der Blitz das Ding wie der Teufel das geweihte Wasser?

Nein, die Geschichte geht anders: Der kleine Blitzschützer hat Statistiker, oder besser vielleicht: Wahrscheinlichkeitsrechner, auf den Plan gerufen. Sie argumentieren: Blitzeinschläge auf Booten sind so selten, dass die Chance klein ist, dass ein Blitz ausgerechnet eins mit Flaschenputzer trifft. Es wird sich daher statistisch nie nachweisen lassen, ob der Blitzschutz wirksam ist. Ein oder zwei Ausreisser würden ja noch nichts bedeuten - oder?!

Deshalb folgen wir bei unserem jetzigen Boot der günstigeren Variante von Chris und haben keinen Blitzschutz montiert. Und wir erinnern uns auch noch an eine mittlerweile sehr betagte Fernsehwerbung aus der Schweiz, die mit dem Satz begann: "Kennen Sie einen, der vom Blitz erschlagen wurde?" Sehen Sie!

Mittwoch, 20. April 2011

Der Golfstrom

Plötzlich war er da, der Strom, der uns vorwärts schob. Mit bis zu 5 Knoten. So hatten wir auf einmal ein Boot, das echte Performance lieferte: wir bretterten mit 10 Knoten nordwärts. Kein Wunder, schlugen wir bald alle unsere eigenen Rekorde. Doch um 4 Uhr am Morgen die grosse Ernüchterung: Der Strom hatte nachgelassen, weil wir näher zum Land gekomemn waren. Und so tuckerten wir die letzten 40 Meilen stilvoll vorwärts, wie wir das gewohnt sind, bei ca 5 Knoten.
In Beauforts Docks, einer kleinen Marina, machten wir am frühen Nachmittag die Leinen fest, dankbar, dass wir den voraussichtlichen Ankunftstermin nach Mitternacht locker geschlagen hatten, dann telefonierten wir dem US-Zoll und gingen essen inkl. Dessert (Cheesecake) und Kaffee.

Sonntag, 17. April 2011

Unterwegs V

Wir sind 24 Stunden gesegelt, ohne je den Anlasser zu betätigen. Nun haben wir keine Dieselsorgen mehr, ja wir konnten sogar noch einen Vorrat anlegen. Allerdings: bereits meldeten sich erste Gewitter, ein kleines gab's zum Zmorgen, nun hellt es wieder auf - und wir hoffen, dass auch der gute Wind zurückkommt für die restlichen 300 Meilen bis Beaufort in North Carolina. Neu ist, dass es kühler ist, besonders nachts, und so kommen die Windjacken und -hosen zum Einsatz, das Billig-Modell von "Compass" übrigens, das bereits zwei Atlantiküberquerungen überstanden hat. Es muss also nicht unbedingt immer "offshore" und "haut de gamme" sein.

Freitag, 15. April 2011

Unterwegs IV

Seit der elektrische Autopilot repariert ist, gibt es so etwas wie Komfort beim Motoren: Wir müssen zum Schaden der Flaute nicht mehr den Spott des Selbersteuerns ertragen. Habe das Ding dreimal auseinandergenommen und wieder zusammen gesetzt, bis mir klar geworden ist, dass der Kupplungshebel nicht richtig funktioniert, lauter Plastik halt von Raymarine.
Doch wir sind auch gesegelt: Während der Nacht hatten wir guten Wind und können ein Etmal (Distanz in 24 Stunden) von 84 Meilen vorweisen. Nun sind es noch drei Tage bis zur imaginären Kreuzung, wo wir entscheiden, ob wir je nach Wetter nach Wilmington oder gar westlich nach Charleston segeln - oder bei guter Meteo wie geplant direkt nach Beaufort (North Carolina).
Die Stimmung an Bord ist ausgezeichnet: Kein Wunder, wir feiern heute den 34. Hochzeitstag. Während ich ins Meer hinaus guckte, geht mir durch den Kopf, wie alt wir wären, wenn nochmals 34 Jahre hinzu kämen. Naja.

Donnerstag, 14. April 2011

Unterwegs III

Wir haben nun zwei Tage Flaute hinter uns; es ist unglaublich, wie ruhig es auf dem Meer sein kann, wenn kein Lüftchen das Wasser kräuselt. Seit Donnerstagnacht jedoch läuft es wieder einigermassen. Allerdings: Wir haben unerwartet Strömung gegen uns, wo wir dachten und lasen, es gebe einen Antillenstrom, der nordwestlich setzt und von dem wir profitieren könnten. Das ist natürlich ein Frust. Immerhin: Mit dem Wind heute sparen wir Diesel und kommen erst noch vorwärts.

Dienstag, 12. April 2011

Unterwegs II

Zuerst ist es nur eine Ahnung. Wind? Dann meldet die Gesichtshaut: Ja, echt. Und dann hofft man, dass das, was da aufkommt, nachhaltig sein möge, in der alten Bedeutung des Wortes, nämlich von Dauer. Und siehe da: Nach sechs Stunden motoren in der Flaute kriegten wir gestern ab 14.30 Uhr Wind, der bis zum Dienstmorgen anhielt. Uns wurde also die befürchtete nächtliche Flaute erspart - und wir machten wunderbare Meilen.
Das beste aber: Unsere Dieselvorräte werden im Moment geschont. Wir könnten mittlerweile fast 650 Meilen motoren, bei total gut 850 bis Beaufort in North Carolina. Was stecklt dahinter? Peace of mind wäre, wenn wir dereinst die gleiche Anzahl unter Motor laufen könnten wie insgesamt zu machen sind. Nicht das wir das wollten oder damit rechneten, solche Strecken mit dem Diesel abzurackern. Aber psychologisch ist es ausserordentlich angenehm,zu wissen, bei Flaute den Motor anwerfen zu können, ohne damit rechnen zu müssen, 100 Meilen vor dem Ziel auf dem trockenen zu sitzen.
Ohne viel Diesel geht es nicht. Als wir die gleiche Strecke vor sieben Jahren, im Juni 2004, schon einmal machten, hatten wir nur wenige Liter bei uns und sind fast versauert. "Vielleicht sind wir an Weihnachten noch hier", sagte ich damals zu Agnes. Inzwischen haben wir im Routenbuch von Jimmy Cornell gelesen, dass in diesen Breiten Flauten üblich sind und man entsprechend in Erdölprodukte investieren sollte. Im Moment laufen wir aber fast 5 Knoten - schönes segeln und angenehmes Diesel sparen.

Montag, 11. April 2011

Unterwegs

Die ersten zwei Tage auf unserem Weg Richtung Ost-Küste der USA liefen sehr gut, guter Wind, wenig Wellen. Nun haben wir eher mit Flaute zu kämpfen und sind dabei, eine Taktik für den Verbrauch unserer Dieselvorräte zu entwickeln. Das momentane Modell lautet: In den Flauten während des Tages motoren, nachts hingegen dümpeln. Dann ist es schön ruhig im Boot, kein Motorenlärm, und wir können schlafen. Ueberraschenderweise gab es dann nachts einen unverhofft guten Wind, sodass wir vorwärtskamen und der Schlaf der Wachfreien nicht gestört wurde. Die Ruderfixation hat sich bis jetzt bewährt, kaum Probleme mit Vibration oder schlechter Anströmung. Peace of mind.

Montag, 4. April 2011

Ruder fixiert

Wir hatten endgültig genug von unserem unzuverlässigen Ruder, dessen Hydraulik uns seit drei Monaten Sorgen macht, die jeweils nicht ganz billig verscheucht werden müssen. Heute haben wir zur Ultima ratio gegriffen und das Boot zum dritten Mal seit Januar aus dem Wasser genommen.

Skip, ein Rigger hier in St.Thomas, hat uns eine Fixierung angebracht in der Form eines Stahlkabels. Der sympathiasche Mann hat nicht nur ganze Arbeit geleistet, wir bekamen nützliche Ratschläge, wie man Stalok-Systeme richtig montiert, nämlich erst zuschraubt, dann nochmals aufmacht und mit Silikon füllt, damit auf keinen Fall Wasser eindringen kann. Der oberste Teil, das schwarze Band auf dem Bild, ist übrigens ein gespleistes Kevlar-Band.

Das alles hat Skip uns gezeigt und montiert, gut gelaunt und voller Engagement. Das Ruder kann sich somit nicht mehr selbständig hochklappen und sollte nun immer in der vertikalen Position verharren. Weil der Hydraulik-Arm nun ständig freigelegt und den Kleinsbiestern im Meerwasser ausgesetzt ist, musste auch er geschützt werden. Dies geschah mittels eines Schlauchs. Alles technische Geschichten und no fun. Aber so ist das Leben halt manchmal. Dafür liegen wir nun in einer wunderschönen, ruhigen Meeresbucht im Osten von St. Thomas und bereiten uns auf den grossen Trip vor Richtung US-Ostküste. Wetterseiten herunterladen ist im Moment obligatorisch.