Mittwoch, 26. Januar 2011

Grenada - da war doch was? Aber was?

Den Älteren ist Grenada bekannt, weil die USA am 25. Oktober 1983 im Inselstaat intervenierten. Die meisten von uns vernahmen von dem militärischen Ueberfall in den Morgennachrichten und mussten zuerst einmal überlegen, wo Grenada eigentlich liegt, nämlich in der Karibik und nicht als Stadt namens Granada in Spanien.

Ich weiss heute genau, wo in der Karibik die Insel liegt, weil wir sie mit unserem Segelboot angesteuert haben. Als ich vor unserer Reise von Barbados nach St. George's sagte, dass wir nach Grenada wollten, haben sich viele meiner Bekannten erinnert an die US-Intervention, aber nur sehr ungenau. Die News war halt zu wenig nachhaltig, um fast 30 Jahre in den Köpfen präsent zu bleiben.

Auch meine Gespräche vor Ort sind bisher ergebnislos verlaufen. Wann immer ich Grenader im passenden Alter anspreche auf die US-Intervention, lenken sie schnell weg vom Thema, gerne sprechen sie über den Hurrikan von 2004 auf ihrer Insel, aber nicht über die Intervention der frühen achtziger Jahre. Ich habe das Gefühl, hier spricht niemand gerne über Politik.

Doch warum und mit welchem Grund haben die Amerikaner interveniert? US-Präsident Ronald Reagan begründete die Intervention auf kuriose Weise, nämlich damit, dass in dem Land, das damals ein sozialistisches System nach dem Muster Kubas einführen wollte, eine auffällig lange Piste für den neuen Flughafen nahe der Hauptstadt St. George's gebaut werde, genau genommen war es die Start- und Landepiste von 9000 Fuss des heutigen internationalen Flughafens. (Zum Vergleich: die längste Piste in Kloten ist 12000 Fuss lang). Eine solche Piste könne als Stützpunkt genutzt werden für einen Angriff gegen die USA und das habe verhindert werden müssen, sagte Reagan und griff ein.

Uebrigens: Der Premierministerin des karibischen Kleinstaats Dominica, Eugenia Charles, kommt die zweifelhafte Ehre zu, als erste Frau eine militärische Intervention verlangt zu haben. Als Vorsitzende der Organisation der Eastern Carribean States rief sie in jenen Oktobertagen des Jahrs 1983 die Amerikaner formell um Hilfe. Ein Bild in Wikipedia zeigt die gelernte Anwältin nach dem 25. Oktober zusammen mit dem US-Präsidenten im Oval Office des Weissen Hauses. Eugenia Charles hielt nach ihrem Coup viele Vorträge in den USA und arbeitete für das Carter-Center in Atlanta; sie starb 2005 im Alter von 86 Jahren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen