Sonntag, 8. Mai 2011

Küssen oder umarmen?

Man kann die Welt einteilen in Hugger und Küsser. Frankreich ist ein klarer Fall (alles Küsser, regional sind es vier Küsse zur Begrüssung), Deutschland ist ziemlich klar, und in der Schweiz dominieren die drei Begrüssungsküsse, wenngleich es bei uns mittlerweile eine Minderheit von HuggerInnen gibt, Umarmer also. In den USA ist es von Familie zu Familie unterschiedlich. „Wir sind Hugger“, sagte mir kürzlich eine Bekannte, wobei ich das Gefühl habe, es handle sich um die Mehrheit.

Bei Fremden ist der Fall eh klar: Huggen ist die Norm. Die Männer untereinander umarmen sich eher ein bisschen schüchtern, klopfen sich dafür gerne so halb ermunternd, halb patronisierend, auf den Rücken. Von Frauen wird man oft richtig in den Schwitzkasten genommen. Diese typisch weibliche Umarmungszange empfinde ich als unangenehm und als den grössten Nachteil des Huggens.

Hugs haben dafür den Vorteil, dass sie nicht nur zur Begrüssung angewendet werden können, sondern auch als Geste der Teilnahme geeignet sind, für welche die Küsser nichts haben, ausser vielleicht einen Händedruck, aber der geht nur in schweren Fällen. Umarmen hingegen kann man sich bei fast allen Wechselfällen des Lebens, von schlechten Noten in der Schule bis zur Nachricht, vom Freund oder der Freundin verlassen worden zu sein. Plus die Umarmung für alle positiven News.

Umarmungen sind weniger intim und deshalb handelt es sich um eine niederschwellige Geste. Obama hat beim Treffen mit Angehörigen des 9/11 auf dem Ground Zero Teilnehmende umarmt; küssen wäre unangebracht gewesen. Umarmen können sich auch Menschen, die sich nicht nahe stehen. Linda zum Beispiel haben wir beim ersten Wiedersehen umarmt, unsere Vertraute in der Bootswerft hier in Solomons, die wir seit fast 20 Jahren kennen, aber keinen echten persönlichen Kontakt haben. Huggen ging hier gut, küssen hingegen nicht – und ein Händedruck wäre zu offiziell gewesen. Vieles spricht fürs Umarmen, doch wenn ich die Wahl habe, dann bleibe ich Küsser.

1 Kommentar:

  1. I find it confusing, too, when greeting people. My greetings range from a cheek kiss (one, with mouth skwinched to the opposite side) for my mother-in-law' a kiss (with lips) to the side of the mouth for my father-in-law; kiss (more than a peck, but a quick one) on the mouth for good friend Joe, own mother, and sister-in-law, plus a few friends of David's with whom we are close. People I see every day, there's no hugging or kissing unless they need some cheering up or there's good news. For my brothers, it depends on the brother: two take quick pecks on the lips, one only to the side of the mouth. For students: hugs AFTER they graduate, or in rare cases of great or terrible news. For my own children, it's full-on bear hugs and sloppy kisses.

    Curious: Do the Swiss kiss their kids on the mouth?

    AntwortenLöschen