Samstag, 7. Mai 2011

Warnung vor dem Hunde

Wer in den USA lebt, wird von einem Dauerregen von Warnungen berieselt. Objekte „may be closer than they appear“, lese ich im Rückspiegel des Autos und vergesse beinahe, den Blick wieder voraus zu richten. Und eine Inschrift auf der Leiter will mich unbedingt davon abhalten, auf die oberste Sprosse zu steigen. Warum gibt es sie denn?
Weil in Einkaufszentren und Bürogebäuden in Englisch („Caution! Wet Floor“) und Spanisch vor frisch gereinigten Böden gewarnt wird, weiss ich, dass nasser Fussboden „Piso mojado“ heisst. Das bereichert meinen mageren Wortschatz auch dort, wo der Boden längst wieder trocken ist. Nicht genug: Gebrauchsanleitungen für an sich harmlose Elektrogeräte überschütten uns auf den ersten Seiten mit einer Litanei von Selbstverständlichkeiten: „Bitte Produkt nicht umbauen. Kann zu Verletzung oder Tod führen“, steht im Manual für meinen neuen Laptopadapter. Ich muss sagen, auf den Gedanken, das Ding umzubauen, wäre ich nie gekommen.

Weil wir immer dicker werden, braucht es auf allen Lebensmitteln Warnungen, eine Art Krisenkommunikation im Alltag: Man informiert mich obligatorisch über die notwendige Kaloriendosis pro Tag und inwieweit selbige mit einer Portion (genannt „serving“) meiner Lieblingschips bereits innert Minuten überschritten sein könnte. Die Portionen werden je nach Produkt total willkürlich gewählt, wohl ein Kompromiss gegenüber den starken Food-Lobbies im Kongress. Man ist deshalb dauernd zu schwierigen Kopfrechnungen gezwungen, wenn man der Gefahr der Falschernährung entgegen wirken will. Kein Wunder, sind viele AmerikanerInnen so dick.

Besonders lästig sind die Warnungen von rückwärts fahrenden Lastwagen. Es ertönen schrille Pfeifftöne, die auch jene treffen, die sich weit weg vom Heck des Fahrzeugs aufhalten. Und schliesslich das Wetter: Es gibt kleine Geräte, die automatisch einschalten, sobald der Wetterdienst eine Warnung in petto hat. Man unterbricht das Gespräch oder schaltet den Fernseher auf stumm und hört andächtig zu, was sich Schlimmes ereignen könnte. Geht sogar ein bisschen in sich, da unvermittelt konfrontiert mit den Unbilden von Mutter Natur. Doch dann passiert gar nichts. Gottseidank nur eine Warnung – eine von vielen.

1 Kommentar:

  1. Just stay here long enough, and you won't even notice these warnings any more............
    and they are worse when written in China or some other foreign country, when you need not only math to decipher them but a strange kind of English....

    Enjoy your stay
    in the good old US of A........

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