Freitag, 27. September 2013
Our new baby
Thomas und Agnes Rüst freuen sich, den Einbau Ihres neusten Babys bekannt zu geben. Es hat den Namen Hurth, wiegt 10 kg und die Hebamme (Monsieur Nieto) ist noch dabei, es an den Motor zu gewöhnen.
Dienstag, 24. September 2013
Getriebeschaden
Wir waren am Sonntag wieder einmal unter Motor unterwegs, da
der Mistral sich auf Null reduziert hatte und sich somit das Mittelmeer wie
gewohnt ohne Wind präsentierte, als ich plötzlich ein leicht schleifendes
Geräusch wahrnahm. Da selbiges, wie die meisten Fehlgeräusche, nicht einfach
wieder verschwand, wurde der Sache nachgegangen und festgestellt, dass a) die
neue Stopfbuchse in bestem Zustand war, aber b) das Getriebe beinahe die Hitze
eine Herdplatte erreicht hatte. Als wir auskuppelten, um dann erneut den
Vorwärtsgang einzulegen, streikte dieser. Und dies bedeutete, dass wir nun noch
einen Leerlauf und einen Rückwärtsgang hatten.
Wir setzten die Segel und hofften auf ein wenig Wind. Der
Plan B nun war, nach La Ciotat zurück zu kehren, gut 10 Meilen, was bei dem
kleinen Wind im günstigen Fall 5 bis 7
Stunden dauern würde.
Während dieser Zeit hatten wir dann genügend Musse, zu
überlegen, wie wir in den Hafen herein kommen könnten. Plan A wäre gewesen,
nach Korsika zu segeln bzw. zu motoren. Gleichzeitig konnten wir auf dem Handy die Abstimmungsergebnisse in der Schweiz (Stadionvorlage!) verfolgen.
Wir studierten in der Folge Hafenpläne, welche Agnes in
einem alten Cote-d’Azur-Führer gefunden hatte und beschlossen zunächst, in La
Ciotat anzurufen, um die Möglichkeiten zu besprechen, wo man mit einem havarierten
Motor anlegen könnte. Weil Sonntag war, hatte lediglich eine administrative
Aushilfe Dienst, sodass sich nur ergab,
dass der für „Urgences“ reservierte Anlegeplatz zu wenig Tiefe hatte für unser
Boot.
Inzwischen hatten wir gut 7 Meilen gesegelt, der Tag ging
langsam zur Neige und in Zürich stand ein Nein fest. Stand der Diskussion in Sachen sicherer Hafen war, dass es wohl wenig interessant
wäre, im Rückwärtsgang in einen relativ engen Hafen ohne Begrüssungsponton an
der Einfahrt hinein zu fahren, weil man beim geringsten Fehler das Boot ja
nicht mit dem Vorwärtsgang wie sonst aufstoppen könnte. An sich fährt unser
Boot gerne rückwärts, aber eben möglichst nur mit funktionierendem Vorwärtsgang.
Aus diesem Grund wurde beschlossen, vorwärts in den Hafen
hinein zu fahren oder dann vor dem Hafen zu ankern (falls der Grund dies zuliesse). In der Folge kamen wir überein, einen Test zu machen: Wir liessen das Gummiboot zu Wasser, machten es
seitlich am Boot fest, hoben den leichten Aussenborder ins Gummiboot und
starteten ihn, um eine Leistung von 2 PS
zu produzieren. Und siehe da: Dieser Winzling, ein Suzuki, brachte es fertig, unser 10 t
schweres Boot mit 2 Kn zu schieben, bei Windstille natürlich und total ruhiger
See. Der Rest ist schnell erzählt: Wir steuerten mit der Radsteuerung der
Miranda II und dem Suzuki in den Hafen hinein und dort zur geschlossenen
Tankstelle, wo wir mittels Aufstoppen mit dem funktionierenden
Miranda-Rückwärtsgang um 21.30 h sicher anlegten. Dann ging’s in die Crèperie,
wo der Skipper seiner Crew (Agnes und unserem Freund Dietmar) je eine Complète spendierte.
Das dicke Ende der sonntäglichen Panne kommt nun noch, weil
ein neues Getriebe angeschafft werden muss zu einem Preis, für den sich andere
Leute Zahnbehandlungen machen lassen.
Was zeigt: Wir haben eigentlich nichts zu jammern.
Donnerstag, 19. September 2013
Mistral
Seit Tagen bläst der Mistral, sodass wir jetzt dann im Hafen
von Port Saint Louis Mittel gegen Seekrankheit nehmen müssen. Auf unserem Weg
in die kleine Stadt bläst uns der westliche Wind fast vom Radweg auf die
Strasse. Der Rhone entlang gehend sehen wir weisse Schaumkronen, des moutons,
wie die Franzosen sagen.
Wenn man über in den Langzeitprognosen über die
Mistralperiode hinausblickt, sieht man kaum mehr Wind. Wir rechnen damit, dass
der Spruch sich einmal mehr bewahrheitet: Entweder hat es im Mittelmeer viel zu
viel – oder viel zu wenig Wind.
Sonntag, 15. September 2013
Die grösste Schlagzeile des 9. Jahrhunderts
Als ich aus dem Zug stieg und zusammen mit chinesischen und deutschen Touristen durch die Stadt lief zur bekannten Brücke, die nicht Pont d’Avignon
heisst, sondern anders…als ich also in Avignon eintraf, war ich auf die Stadt
gefasst, die Brücke, wie gesagt, und die Päpste, welche hier – fern von Rom – für
kurze Zeit regierten, weil ihnen Frankreich näher stand als Italien,
machtpolitisch gesprochen. Doch das ist keine Geschichte.
Viel interessanter ist die Ausstellung im Palast der Päpste,
die den Titel „Les Papesses“ trägt und fünf Künstlerinnen gewidmet ist, die im
Prospekt als Päpstinnen der zeitgenössischen Kunst besungen
werden: Camille Claudel ist eine von ihnen, welche ich vor meinem Besuch nicht kannte, wie auch nicht die weiteren vier Frauen.
werden: Camille Claudel ist eine von ihnen, welche ich vor meinem Besuch nicht kannte, wie auch nicht die weiteren vier Frauen.
Doch diese Päpstinnen, so scheint es mir, sind nichts anderes als ein kulturpolitisch
willkommener, wenn auch gewundener Anlass, damit die Stadt Avignon im Jahre
2013 die wirklich erstaunliche, die
umwerfende, die ganz grosse Geschichte erzählen kann, die innerhalb ihrer mittelalterlichen
Gemäuer passiert ist, die Geschichte von Papst „Johannes Anglicus“, einer Person, die im
9. Jahrhundert gelebt hat und verehrt wurde. Johannes hatte ein grosses Charisma und ist
schliesslich Papst geworden.
Und nun, liebe Leserinnen und Leser, wird folgendes bekannt:
Der Papst
ist
schwanger!
Kann man sich eine
grössere Schlagzeile vorstellen?
Falls nein: Wie hat die Oeffentlichkeit des 9. Jahrhunderts auf
die News reagiert?
Antwort: Erstaunlich cool, wie die Fortsetzung der
Geschichte zeigt.
Die Päpstin Jeanne,
wie Johannes Anglicus nun genannt wird, bringt in aller Oeffentlichkeit
ihr Kind zur Welt, was uns sagt, dass die Geburt in der Geschichte der
Menschheit nicht immer ein privates Ereignis zwischen Hebamme, Kindsmutter und
fortschrittlichen Vätern plus dem Kind gewesen ist.
Doch dies nur nebenbei.
Denn mit der Mitteilung über die öffentliche Geburt ist erst die halbe Geschichte erzählt. Es
kommt nun eine zweite und wirklich schreckliche Nachricht:
Jeanne und ihr Kind
sterben
bei dem öffentlichen
Akt.
Von dem Geschehen gibt es sogar Bilder.
Heute wären sie verpixelt, doch das gab es damals noch nicht, und so können wir
im 21. Jahrhundert das Kind sehen, das im 9. Jahrhundert gerade geboren worden
ist, aber nicht lange zu leben hat.
Es ist von einer Menge Leute umgeben, die irgendwie an der
Stätte der Geburt zu tun haben. Sie wirken alle sehr gefasst, es gibt keine Aufgeregtheit, sondern eher so
etwas wie eine feierliche Ruhe.
Soweit mein Eindruck.
Problematisch erscheint mir nun die Aufarbeitung des Geschehens. Denn wir
Medienkonsumenten des 9. Jahrhunderts werden gut
1100 Jahre später mit der Erklärung gefüttert, es handle sich bei der Päpstin Jeanne und
ihrem Kind um eine Legende. Also
erfunden.
Eine clevere Leistung moderner Kommunikationsprofis, muss
ich sagen. Wobei mit modern das 14. Jahrhundert gemeint ist, denn seither hält
sich hartnäckig die Legende von der Legende.
Ich will die Begründungen (auf Wikipedia) nicht zitieren, die
die Nachricht von einer Niederkunft der Päpstin als haltlose Erfindung
brandmarken. Sie ähneln mit ihren schwer überprüfbaren Quellenangaben sehr den
Texten, die wir heutzutage täglich aus Politküchen vorgesetzt bekommen.
Für mich selbst ist klar:
-
Die Päpstin Jeanne hat gelebt.
-
Sie hat in Avignon ein Kind zur Welt gebracht.
Es war die grösste Schlagzeile des 9.
Jahrhunderts.
Abonnieren
Posts (Atom)