Montag, 18. November 2013

Scirocco und Patisserie

Nach dem Mistral auf Sardinien lernen wir in Sizilien nun den Scirocco kennen, ein stürmischer Wüstenwind, der dafür sorgt, dass es in Marsala angenehm warm ist.

Wir liegen hier gut geschützt an einer Hafenmole. Der Hafenmeister hat einen Windsack aufgestellt, wie man ihn von kleinen Flugplätzen kennt, damit auch wirklich niemandem Stärke und Richtung des Scirocco entgehen.

Weil bei der Mistralattacke auf Sardinien beinahe die Festmacherleinen der Miranda II durchgescheuert worden waren, haben wir sie nun mit kleinen, dicken Plastikrohren geschützt. Auch eine Sicherheitsleine ist angebracht worden für den Fall, dass…

Ansonsten ist das Leben angenehm. Am Sonntagmittag haben wir auffallend viele Leute im nahegelegenen Stadtquartier  gesehen, die mit Patisserie unterwegs waren, dem Mitbringsel wohl zum Besuch bei Familie oder Freunden. Und so sind wir auch in einen Laden gegangen und haben Stückli gekauft. Ich trug das kunstvoll geschnürte Paket mit dem Papier der Patisserie wie die andern Passanten auf den Fingern der linken Hand aufgestützt  vor mir her. Und mir kam  in den Sinn, dass ich zum letztenmal  als Kind an einem Sonntag in einer Patisserie war – mit meinem Vater in St. Gallen bei „Beglinger“. Mit der Schachtel  sind wir dann jeweils noch zum Bahnhofkiosk gegangen, weil mein Vater dort die beiden einzigen Sonntagszeitungen kaufte, die es damals gab: die „Tribune de Lausanne“ und die „La Suisse“.  Dann fuhren wir mit dem Bus nach Hause. Beim Dessert dann durften wir reihum wählen. Mein Vater beteiligte sich nicht, sondern schaute nur interessiert zu.  Er sagte immer, er nehme am liebsten jene Patisserie, die am Ende noch übrigblieben.  Denn das seien die besten.




1 Kommentar:

  1. Allerliebst, die Erinnerung an deinen Vater...er hatte recht, das sind die besten! Hoffentlich bleibt ihr vom Sturm auf Sardinien verschont....alles Gute! Martina

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