Dienstag, 9. November 2010

Leck

Ein berufliches Leben lang hatte ich von Lecks profitiert, also von Informationen, die irgendwo heraus- und bei mir hinein gesickert waren. Ich hatte mir nie Gedanken gemacht über die wahre Natur des Lecks. Erst jetzt auf Lanzarote wurde ich der Brisanz bewusst. Gut 30 Liter Salzwasser hatten sich nämlich in der Bilge unseres Bootes angesammelt. Irgendwo im Apparat, so die messescharfe Schlussfolgerung, musste es eine undichte Stelle geben.

Nach Prüfung der üblichen Verdächtigen – Stopfbuchse, Ventile – einigten wir uns darauf, dass das Leck in der Ankerkiste zu finden sein müsste, dort wo wir vor drei Jahren schon einmal abgedichtet hatten. Um der Sache auf den Grund zu gehen, spritzte ich mit Hochdruck Wasser an die vermuteten Stellen. Vor allem die Kabeleinlässe der Ankerwintsch schienen uns suspekt. Agnes prüfte derweil die Unterwelt der vorderen Kabine auf frische Tropfen, mengenmässig hielt sich das ja alles im Rahmen mit den 30 Litern, aber genau das ist jeweils das Problem: Je kleiner das Leck, desto schwieriger ist es zu entdecken. Doch wir hatten Glück: beim zweiten Anlauf der Spritztour offenbarte sich klar eine Nässe im Alurumpf, die vorher nicht da gewesen war.

Im Bundeshaus wird jeweils die Bundesanwaltschaft beauftragt, die entstandenen Lecks zu stopfen. Auf unserem Boot mussten wir selber Hand anlegen. In mühseliger Arbeit habe ich zunächst die Kabeleinlässe für die Ankerwintsch neu gefasst. Da Agnes als kleinere Person gerade noch knapp in die Ankerkiste hinein steigen konnte, übernahm sie den Job des Dichtens mit Sikaflex 291, dem weltweit absolut besten Mittel, den es für diesen Zweck gibt.

Nun sind wir gespannt, ob wir in der Zukunft eine trockene Bilge haben. Wenn nicht, haben wir wenigstens die dort gelagerten Konserven mit wasserfestem Filzstift angeschrieben. Wasser löst nämlich die Etiquetten ab und unbeschriftete Konservendosen – egal ob mit Erbsli oder mit Schoggicreme gefüllt – sehen dann mitten auf dem Atlantik plötzlich alle gleich aus.

1 Kommentar:

  1. Dann esst Ihr halt Schoggicrème und Rüebli und Erbsli mit Rahm zum Dessert - nicht so heikel!

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