Donnerstag, 9. Dezember 2010

Ein gerissenes Steuerkabel

In den Top Ten der fatalen Ereignisse ist die Gasexplosion wahrscheinlich die Nummer 1, knapp gefolgt vom Mastbruch und dem Leck. Der Bruch des Steuerkabels folgt weiter hinten, aber sicher noch in den ersten zehn. Ein solcher Kabelbruch ist uns passiert: Um 9 Uhr gab es einen Knall und ich spürte, dass das Rudel nicht mehr griff, bzw. das Steuerrad leer drehte. Jean-Pierre trimmte sofort die Segel, damit das Boot sich mit der Genua behelfsmässig selbst steuern würde. Ich legte den Stopfen für die Notpinne frei und installierte sie. Ebenso eine Verlängerung, welche wir machen lassen hatten, nachdem wir schon einmal einen Kabelbruch hatten. Damals, vor 5 Jahren, zeigte, sich, dass die Notpinne zu schwergängig war bei etwas Seegang.

In der Folge nun steuerte Jean-Pierre das Boot mittels Notpinne und ein paar erfindungsreich gelegter Leinen, die die Handarbeit leichter machten. Ich demontierte den Kompass und den Tisch, dann das Piedestal, entfernte Bodenbretter und eine Aluplatte, um an den Ruderquadranten zu kommen. Dann legte ich Behelfsleinen durch die Steuersäule und zog mit ihnen das neue Ersatzkabel gekreuzt durch das Piedestal, ein solches Ersatzkabel hatten wir immer an Bord für genau diesen Fall.

Das tönt nach Easy-Reparatur, hat aber sechs Stunden in Anspruch genommen. Agnes war die zuverlässige Operationsschwester, die immer die genau richtigen Werkzeuge und die Tupfer (für das Gesicht des Chirurgen) bereit hielt. Weil wir ziemlich Wellen hatten, war die Arbeit sehr mühsam und um 16 Uhr, als das neue Kabel zu bester Zufriedenheit steuerte, war ich total erschöpft. Ich wusch die schwarzen Hände mit WD-40; beim Apero dann stiessen nicht wie sonst immer auf die „Frauen und die Pferde" an, sondern sagten zueinander kleinlaut: „A la prochaine merde."

Fazit: Schuld an der Misere ist natürlich der Skipper, der den vorbeugenden Unterhalt vernachlässigt und aus dem ersten Ereignis vor fünf Jahren offensichtlich nichts gelernt hatte. hatte. Das Kabel hatte 7500 Seemeilen in den Sehnen, nach 5000 hätten wir es in einem ruhigen Hafen auswechseln sollen. Die Lehren daraus für alle SkipperInnen, die Radsteuerung haben wäre i nFrageform die folgenden: Wieviel Meilen hat Euer Steuerkabel hinter bzw. noch vor sich? Habt Ihr ein Ersatzkabel an Bord? Wenn ja, wisst Ihr wie installieren (die meisten Kabel gehen übers Kreuz, sonst ist es, wie wenn man beim Auto für eine Rechtskurve nach links drehen müsste)?
Letzte Frage noch: Was passiert auf der „Miranda II", wenn auf unseren letzten 1400 Meilen auch das neue Kabel reisst? Antwort: Für diesen Fall der Fälle haben wir ein altes Kabel mit geflickter Kette an Bord – und dann also wieder sechs Stunden Maloche vor uns

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